Anlässlich eines neuen Gutachtens des Wissenschaftsrates ist (mal wieder) eine Diskussion am entstehen, wie die Lehre an deutschen Hochschulen besser und vor allem langfristiger gefördert werden kann, als durch immer wieder befristete Qualitätspakte und Fördertöpfe. In dem Zusammenhang hat Jan-Martin Wiarda in seinem Blog und über verschiedene Medien gefordert, es müsse eine Deutsche Lehrgemeinschaft – als Parallele zur Deutschen Forschungsgemeinschaft – gegründet werden.
Dazu schreibt er:
Die alte Idee einer dauerhaften Deutschen Lehrgemeinschaft sollte dringend wieder ausgemottet werden. Der Anlass ist da, wenn demnächst die Anschlussfinanzierung des auslaufenden Hochschulpakts ansteht. Der setzte bislang vor allem auf die großen Studierendenzahlen. Künftig, da sind sich Bund und Länder einig, soll er stärker auf Qualität abheben. Wie wäre es, beides zu verbinden: eine Studienplatzfinanzierung für gute Lehre in der Breite und ein von Proporz befreites, echtes Förderprogramm für exzellente Ideen?
Diese Forderung war auch in einer Diskussion während unserer Jahrestagung 2016 aufgekommen und stieß damals auf breite Zustimmung. Insofern möchte ich mich deutlich für diesen Vorschlag aussprechen – auch wenn die ersten Reaktionen aus Hochschulleitungen, s. Wiardas Blog, kritisch ausfallen. Deren Bedenken kann ich durchaus nachvollziehen, aber für mich überwiegt ein Pro-Argument: Es gibt zurzeit nahezu keine Infrastruktur zur Förderung von lehrbezogenen Projekten, insbesondere sobald diese mehr als eine einzige Hochschule einbeziehen. Dies umfasst nicht nur das Ausprobieren neuer Lehrformate, sondern auch die Vernetzung der Lehrenden untereinander, den Austausch und die Entwicklung einer Publikationskultur über die Lehre. Alleine für dieses Ziel wäre die Schaffung einer DLG schon ein sinnvoller erster Schritt.
Hier öffnet sich gerade ein Politikfenster, das dieses Thema in der Bildungspolitik salient macht. Ich rufe alle LeserInnen dazu auf, sich an dieser notwendigen Debatte zu beteiligen.
2 Antworten auf „Für die Schaffung einer Deutschen Lehrgemeinschaft“
Ich habe bereits den Blogeintrag von Jan-Martin Wiarda kommentiert und meine Unterstützung zu dieser Iniative zum Ausdruck gebracht.
Im Kreis der Fellows für Innovation in der Hochschullehre, der durch den Stifterverband organisiert und gefördert wird haben wir oft über diesen Ansatz diskutiert und breite Unterstützung gefunden. Das konstruktive Wirken dieses Kreises und die kontinuierliche und breit angelegte Auseinandersetzung mit allen Aspekten der Lehre über alle Fachdisziplinen hinweg ist für mich ein eindeutiger Beleg, dass eine DLG sinnvoll, wichtig ind gut ist. Dank und Lob an den Stifterverband. Es ist an uns, den Hochschullehrern, dieses Idee mit Leben zu erfüllen. Ich freue mich auf die Diskussion.
Ja, das habe ich unter den Fellows ganz genauso erlebt, und du hast völlig recht, dass dies ein lebendiger Beweis ist, welche Wirkungen eine Förderung der Lehre entfalten kann.
Die große Herausforderung wird aber sein, die Skeptiker, Bedenkenträger und die passive Masse zu überzeugen. Insofern sind wir alle gefordert, in unseren Institutionen den Dialog zu suchen.