Forschendes Lernen in der politikwissenschaftlichen Hochschullehre – Ein Interview mit Matthias Freise

Anlässlich des Starts der Kleinen Reihe Hochschuldidaktik Politik beim DVPW-Kongress 2018 veröffentlichen wir eine Serie kurzer Interviews mit den Autorinnen und Autoren.

 

1) Worum geht es in Ihrem Buch?

Der Band beschäftigt sich mit dem Konzept des sogenannten Forschenden Lernens, das in den vergangenen Jahren Eingang in immer mehr politikwissenschaftliche Studiengänge gefunden hat. Damit beschrieben wird eine Lernform, in der die Lernenden den Prozess eines Forschungsvorhabens, das auf die Gewinnung von auch für Dritte interessanten Erkenntnissen gerichtet ist, in seinen wesentlichen Phasen (mit)gestalten, erfahren und reflektieren. Im Gegensatz zu klassischen Vorlesungs- und Seminarformaten, die auf eine Vermittlung von Wissen, Kompetenzen und Fertigkeiten durch die Weitergabe des Standes der Forschung abzielen, soll Forschendes Lernen selbst einen – wenn auch oft nur überschaubaren ‒ Beitrag zu ebenjenem Stand der Forschung leisten. Das Handbuch gibt Hinweise, wie Forschendes Lernen in politikwissenschaftlichen Lehrveranstaltungen sinnvoll geplant, umgesetzt und nachbearbeitet werden kann. Thematisiert wird, welche Voraussetzungen die Lehrperson mitbringen sollte, wie man Forschendes Lernen so einsetzen kann, dass es auch für einen selbst einen Nutzwert hat und was bei der Planung einer Lehrveranstaltung mit Elementen des Forschenden Lernens zu berücksichtigen ist. Schließlich illustriert der Band anhand von Fallbeispielen die Anwendung dieser Lehrmethode in einem politikwissenschaftlichen Seminar.

 

2) Warum ist dieses Thema für die politikwissenschaftliche Hochschullehre wichtig?

Befragungen von Absolventinnen und Absolventen sozialwissenschaftlicher Studiengänge im deutschsprachigen Raum belegen, dass im späteren Berufsleben weniger die eigentlichen Inhalte des Studiums von Bedeutung sind, sondern vielmehr die Methodenkenntnisse und sozialen Fertigkeiten, die das Studium vermittelt. Politikwissenschaftlerinnen und Politikwissenschaftler zeichnen sich durch ihre hohe Problemlösungskompetenz aus. Dazu benötigen sie eine solide Methodenausbildung. Wendet man diese Methoden jedoch nicht an, gleicht das Studium schnell einer Trockenschwimmübung. Gute politikwissenschaftliche Lehre sollte deshalb darauf abzielen, nicht nur Fachkenntnisse zu vermitteln, sondern die Studierenden auch in Forschungsprojekte einzubinden. Und dafür ist unser Fach geradezu prädestiniert.

Im Gegensatz zur Physik benötigen wir keinen milliardenteuren Teilchenbeschleuniger für unsere Forschung und Anwendungsmöglichkeiten gibt es viele, vor allem, wenn wir uns Partner außerhalb der Universität suchen. Ob eine Evaluation grenzüberschreitender INTERREG-Programme der EU, eine Zusammenarbeit mit kommunalen Stiftungen, die das bürgerschaftliche Engagement vor Ort stärken wollen, oder eine Kooperation mit einem Wohlfahrtsverband, der seine Integrationsangebote verbessern möchte – spannende und relevante Fragestellungen begegnen uns überall.

Ich habe die Erfahrung gemacht, dass eigene Forschung Studierende sehr begeistern kann. Zudem hat Forschendes Lernen den Vorteil, Studierende auf einen späteren Arbeitsmarkt vorzubereiten. Ich habe dabei bereits Dutzende Praktika vermittelt und nicht zuletzt profitiere ich auch als Lehrperson von Forschendem Lernen, verschafft es mir doch Kontakte, die ich für meine eigene Forschung nutzen kann.

 

3) Wer sollte dieses Buch lesen?

Der Band ist für Lehrende konzipiert, die als Einzelkämpferinnen und Einzelkämpfer in einer einsemestrigen Lehrveranstaltung Forschendes Lernen zum Einsatz bringen möchten. Der Band gibt zahlreiche Anregungen und hält (hoffentlich) auch für bereits erfahrene Lehrpersonen hilfreiche Ratschläge bereit.

 

Das Buch ist bestellbar über https://wochenschau-verlag.de/Forschendes-Lernen-in-der-politikwissenschaftlichen-Hochschullehre/40648 und alle Buchhändler.

Eine kurze Leseprobe finden Sie hier: Leseprobe.

Ein Gedanke zu „Forschendes Lernen in der politikwissenschaftlichen Hochschullehre – Ein Interview mit Matthias Freise

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