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Programm der vierten Jahrestagung des AK Hochschullehre (Münster, 25.-26.2.2019)

Rechtzeitig zum Semesterendspurt können wir endlich das Programm der vierten Jahrestagung des AK Hochschullehre veröffentlichen. Wir haben wieder ein sehr vielseitiges Programm mit Vorträgen, Workshops und Diskussionsrunden zu den Themen „Vielfalt und Weitblick in der politikwissenschaftlichen Hochschullehre“ zusammengestellt. Außerdem gibt es wie immer viele interessante Beiträge aus der Lehrpraxis.

Höhepunkt der Tagung ist eine Podiumsdiskussion mit dem DVPW-Vorsitzenden Prof. Armin Schäfer, Prof. Andrea Szukala (Professorin für Fachdidaktik der Sozialwissenschaften), Dr. Ray Hebestreit (Studiengangskoordinator) und Marcus Lamprecht (Politikstudierender und Vorstandsmitglied im fzs) zum Thema „Wie wollen wir lehren? Herausforderungen und Zukunft politikwissenschaftlicher Lehre“.

Anmeldungen sind bis zum 10. Februar per formloser Email an l_menz01@uni-muenster.de möglich. Alle Informationen finden Sie in unserem Programm (pdf) oder unter https://www.hochschullehre-politik.de/aktivitaeten/veranstaltungen/jahrestagung-2019-muenster/.

Wir freuen uns darauf Sie zahlreich in Münster (wieder) zu sehen und wünschen einen erfolgreichen Abschluss der Vorlesungszeit!

Call for Papers: Vierte Jahrestagung des AK Hochschullehre (Münster, 25.-26.2.2019)

Die Jahrestagung des Arbeitskreises Hochschullehre in der Deutschen Vereinigung für Politikwissenschaft (DVPW) findet am 25. und 26. Februar 2019 an der Westfälischem Wilhelms-Universität-Münster statt und wir freuen uns über Einsendungen zu den folgenden Themen (pdf-Version):

 

Vielfalt und Weitblick in der politikwissenschaftlichen Hochschullehre

Bei den bisherigen Veranstaltungen des Arbeitskreises Hochschullehre wurde immer wieder angesprochen, dass sich die Lehre in der Politikwissenschaft durch zum Teil sehr heterogene Lehr- und Lernbedingungen auszeichnet. Wir möchten diese Diversität aufgreifen und in den Mittelpunkt unserer Jahrestagung 2019 stellen. Dabei wollen wir nicht nur die unterschiedlichen Ausgangsbedingungen seitens der Studierenden diskutieren, sondern auch die vielfältigen Rahmenbedingungen der Lehraktivität von Dozierenden ansprechen. Auch sollen unterschiedliche Anforderungen an die Lehre in unterschiedlichen, sich mit politikwissenschaftlichen Inhalten beschäftigenden Studiengängen in den Fokus gerückt werden.

Somit wollen wir zum einen Fragen aufgreifen, welche sich aus der Diversität der Studierenden sowie den von diesen absolvierten Studiengängen ergeben. Folgende Themen können dabei im Mittelpunkt stehen:

  • Auch in der öffentlichen Debatte werden regelmäßig Probleme angesprochen, welche an den Hochschulen durch den größer werdenden Anteil an Schulabgängern mit einer Hochschulzugangsberechtigung entstehen. Welche Auswirkungen hat dieser Anstieg des Abiturientenanteils für die Lehre an den Universitäten? Welche Anforderungen stellt dies an die Studieneingangsphase? Und welche Angebote lassen sich für Studierende auf dem zweiten Bildungsweg, geflüchtete Studierende oder Studierende mit Handicap entwickeln? Werden politische Implikationen dieser Entwicklung gerade in unserer Disziplin erforscht?
  • Auf Institutsfluren wird häufig über Unterschiede zwischen Lehramts- und Hauptfachstudierenden diskutiert. Sehr interessiert sind wir daher an Tagungsbeiträgen, die das Verhältnis von Hochschuldidaktik und Politikdidaktik ansprechen. Wie kann die Hochschuldidaktik von der Politikdidaktik lernen? Welche besonderen Anforderungen stellt das Lehramtsstudium an die fachwissenschaftliche Lehre in der Politikwissenschaft?
  • Zudem hat durch die Einführung der BA/MA-Studiengänge und dem Wunsch der Internationalisierung der Hochschullandschaft eine Ausdifferenzierung der Studiengänge stattgefunden, die zum einen zu einer Spezialisierung politikwissenschaftlicher Abschlüsse geführt hat. Zum anderen resultiert hieraus auch eine breitere Einführung rein englischsprachiger Studiengänge. Aus hochschuldidaktischer Sicht ist dabei die Frage interessant, in wie weit sich die Lehre in englischsprachigen Studiengängen von anderen Studiengängen unterscheidet. Hierzu werden genauso Beiträge gesucht wie auch zu der Frage, in wie weit durch diese Ausdifferenzierung der Studiengänge auch spezifische Herausforderungen an die Lehre entstehen.

Zum anderen wollen wir uns Fragen zuwenden, welche sich aus den unterschiedlichen Voraussetzungen der Lehrenden ergeben. Wie können z.B. Doktoranden bei der Vorbereitung erster Lehrveranstaltungen unterstützt werden? Gibt es über kürzere hochschuldidaktische Einführungskurse zum Thema „Neu in Lehre“ hinaus Modelle, welche Dozierende mit nur wenig Lehrerfahrung in dieser Tätigkeit unterstützen? Welche Ideen und Konzepte existieren aus Sicht der Dozierenden für den Umgang mit Diversität in der politikwissenschaftlichen Lehre? Kann diese gerade in unserem Fach auch einen inhaltlichen Mehrwert erzeugen?

Unter dem Stichwort „Weitblick“ möchten wir ergänzend in den Blick nehmen, was wir von politikwissenschaftlicher Lehre in anderen Ländern und Hochschulsystemen, in anderen Fächern oder in nicht-universitären Kontexten (Fachhochschulen, Schulen, außerschulische politische Bildung) lernen können? Was können wir auch von der allgemeinen Hochschuldidaktik sowie der empirischen Bildungsforschung in punkto Theorien und Methoden mitnehmen und wie könnte hier ein Austausch stattfinden? Hierbei interessieren uns sowohl theoretische Überlegungen als auch „Werkstattberichte“ aus vorhandenen Programmen/Kooperationen/Formaten.

Schließlich thematisieren die Jahrestagungen des Arbeitskreises immer auch Präsentationen von Lehrkonzepten und von Erfahrungsberichten aus Lehrveranstaltungen höchst unterschiedlichen Formats. Im Forum „Praxis“ möchten wir wieder die Gelegenheit geben, Lehr-Lernformate aus der Hochschullehre zu präsentieren, aber auch Ideen für solche Formate zur Diskussion zu stellen. Dabei geht es uns nicht nur um Lehrinnovationen, sondern auch um neue Perspektiven auf bewährte Themen und Formate.

 

Einreichung von Beiträgen:

Interessierte senden bis einschließlich 9.12.2018 ein Abstract (max. 600 Wörter inkl. Leerzeichen) an lambach@normativeorders.net. Bitte geben Sie an, in welchem Format (Vortrag, Diskussion, Workshop, Roundtable, Poster o.ä.) Sie Ihren Teil im Rahmen der Tagung gestalten möchten und fügen Sie einige biografische Angaben (max. 250 Wörter inkl. Leerzeichen) bei.

Nach Auswahl der Beiträge werden wir Sie bis zum 21.12.2018 über das finale Programm informieren. Der Arbeitskreis ermöglicht die Buchung günstiger Übernachtungsmöglichkeiten im Rahmen von Hotelkontingenten. Diese Kosten sowie Reisekosten oder Honorare können leider nicht durch den Arbeitskreis übernommen werden.

Die Teilnahmegebühr für promovierte Kolleginnen und Kollegen beträgt 20 €, für Doktorandinnen und Doktoranden 10 €. Studierende müssen keinen Beitrag entrichten.

Bericht von der dritten Jahrestagung der Themengruppe Hochschullehre (26.-27. Februar 2018, Hamburg)

Die dritte Jahrestagung der Themengruppe unter dem Titel „Perspektiven und Konzepte aus Theorie und Praxis“ fand am 26.-27. Februar 2018 an der Universität Hamburg statt. Es wurden normative und theoretische Fragen der politikwissenschaftlichen Hochschullehre behandelt, ebenso wie konkrete Lehrszenarien. Hinzu kamen Workshops zu verschiedenen Aspekten der Lehrpraxis.

 

Theorie

Die Tagung begann mit dem Panel „Fragen an Lehren und Lernen“, welches von Mischa Hansel (Aachen) moderiert wurde. Zunächst stellte Petra Stykow (München) ihr Manuskript zum Prüfen und Bewerten in der politikwissenschaftlichen Hochschullehre vor, das in der Kleinen Reihe Hochschuldidaktik Politik erscheinen wird. Nach dem Modell der „Inverted Conference“ hatte sie das Manuskript den Tagungsteilnehmer*innen vorab zugänglich gemacht und bat nun um Feedback für die Überarbeitung des Textes. Die Diskussion behandelte verschiedene Probleme des Prüfens und Bewertens und ging dabei auch teils über den konkreten Text hinaus. Beispielsweise wurde bei mündlichen Prüfungen das Problem benannt, dass man einerseits die Fähigkeit zur strukturierten Antwort und die generelle Ausdrucksfähigkeit mitbewerte, dabei aber diversitysensibel vorgehen muss, um nicht einen bildungsbürgerlichen Habitus zu bevorzugen.

Danach folgte ein Vortrag von Daniel Lambach (Duisburg-Essen) zur Employability in der Friedens- und Konfliktforschung. Er stellte dabei Ergebnisse einer vergleichenden Absolvent*innenstudie vor, an der 2017 sieben Masterstudiengänge in Deutschland und Österreich teilgenommen hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass Absolvent*innen dieser Studiengänge i.d.R. eine ausbildungsadäquate Tätigkeit aufnehmen und nur selten von Arbeitslosigkeit betroffen sind, aber oft nur auf befristeten Verträgen arbeiten. In der Diskussion wurden verschiedene methodische Aspekte besprochen, z.B. die Gründe für Non-Response, sowie der Abgleich mit Absolvent*innenstudien anderer Institutionen angeregt. Ferner wurde die Frage aufgeworfen, ob die Ausbildung relativ fachunspezifischer Kompetenzen wie z.B. Organisationskompetenz oder Fähigkeiten im Projektmanagement dem Bildungsauftrag einer Hochschule angemessen seien.

 

Praxis Teil I

Im Panel zu „Distance Learning“, moderiert von Daniel Lambach (Duisburg-Essen), wurden zwei Beiträge zu kooperativen E-Learning-Formaten vorgestellt, die aus demselben Projekt hervorgegangen sind. Zunächst präsentierten Patricia Konrad (Hamburg) und Alexander Kobusch (Tübingen) ein standortübergreifendes Ringseminar, das nach dem Modell des „Cross-Site Teaching“ von acht politikwissenschaftlichen Instituten gemeinsam angeboten wurde. Dabei stellten sie vor, wie man Studierende in diesem Format aktivieren und zur standortübergreifenden Kollaboration bewegen kann, und zeigten die kontinuierliche Weiterentwicklung des Formats. Im Anschluss stellten Witold Mucha und Christina Pesch (beide Düsseldorf), die ebenfalls am Ringseminar mitgewirkt hatten, ihre Adaption des Konzepts für eine internationale Kooperation der Universität Düsseldorf mit Partnern in Südafrika und den Niederlanden zur Diskussion. Ihr Ziel ist es, die Inhalte der Veranstaltung sowie die von den Studierenden produzierten Materialien als Open Educational Resources (OER) zu veröffentlichen.

Die Diskussion drehte sich zunächst um ganz praktische Fragen, d.h. um die technischen Voraussetzungen sowie die für das internationale Projekt notwendigen Englischkenntnisse der Studierenden. Besondere Aufmerksamkeit erhielt die Frage, wie man Studierende zur Zusammenarbeit motivieren könne, zumal es an den beteiligten Standorten teils unterschiedliche Leistungserwartungen gab. Außerdem wurde die Besonderheit des Formats herausgestellt, das sich hochaktuellen politischen Fragen widmet, sich eher an fortgeschrittene Studierende richtet und keinen Kernbereich des Curriculums abdeckt. Insofern gab es Fragen, welche Aspekte davon auch für grundständige Lehre adaptiert werden können.

 

Methoden

Im nächsten Panel folgten zwei Beiträge, die sich mit der Vermittlung von Forschungs- und Methodenkompetenz befassten. Zunächst fragte Carola Klöck (Göttingen): „Forschen unterrichten ohne Forschung: (wie) geht das?“. Anhand des Beispiels einer Veranstaltung, in der Studierende die Entwicklung von Forschungsdesigns lernen sollten, berichtete sie von den Herausforderungen, die aus der relativ großen Studierendengruppe und den vielfältigen Zielen des Konzepts entstanden, und suchte nach Ratschlägen zur Überarbeitung des Lehrkonzepts. In der Diskussion wurde der stärkere Einsatz von Peer Feedback angeregt und empfohlen, Studierende einen fertigen Projektantrag kritisieren zu lassen, um ihnen dadurch das Format näherzubringen. Allgemein wurde problematisiert, wie viel Anleitung Studierende beim forschenden Lernen brauchen/wollen.

Danach befassten sich Jasmin Haunschild und Anja Jakobi (beide Braunschweig) mit den Implikationen von Big Data für die Politikwissenschaft im Allgemeinen und die Methodenlehre im Speziellen. Sie hoben hervor, dass sich durch die neue Qualität und Quantität von Datenverfügbarkeit neue Forschungsfelder und –praktiken herausbilden, die unter Namen wie „Data Science“ oder „Computational Social Science“ firmieren. Ersteres wird zumeist als technisches Feld verstanden, in das keine sozialwissenschaftlichen Ausbildungsinhalte einfließen, während letzteres als genuin sozialwissenschaftliches Feld verstanden wird. Einige Institute mit Expertise in quantitativen Methoden haben angefangen, ihre Methodenausbildung um einschlägige Themen zu ergänzen; an der Hochschule für Politik der TU München wurde ein entsprechender Studiengang eingerichtet. Die Diskussion drehte sich einerseits um Fragen, welches Verhältnis Politikwissenschaft zu Daten hat, andererseits um strategische Fragen, wie sich die Disziplin angesichts der Herausbildung neuer Forschungsfelder positionieren sollte. Für die Lehre wurde insbesondere die Kooperation mit technischen ExpertInnen als Möglichkeit hervorgehoben.

 

Workshops Teil I

Im Anschluss ging die Tagung in zwei parallele Kurzworkshops über. Judith Gurr und Caroline Kärger (beide Lüneburg) boten einen Methodenbasar an, in dem sie in 60 Minuten drei Methoden vorstellten, um auch in großen Veranstaltungen die TeilnehmerInnen zu aktivieren: das aktive Plenum, die stille Debatte sowie die Nutzung von Abstimmungssystemen im Rahmen von Peer Instruction.

Lasse Cronqvist (Trier) leitete eine Diskussion darüber, ob das inzwischen weit verbreitete Instrument der standardisierten Lehrevaluation für eine Reflexion zur Verbesserung der Lehrqualität geeignet ist. Dabei wurde die Validität der Evaluationsergebnisse sowie deren Funktion als Steuerungsinstrument im Hochschulsystem kritisch diskutiert, aber auch Möglichkeiten identifiziert, wie – ggf. in Kombination mit anderen qualitativen Feedbackmechanismen – dennoch ein Nutzen aus Evaluationen gezogen werden kann.

 

Normativität

Zum Abschluss des ersten Tages fand das Panel zu Normativität in der Hochschullehre statt. Zum Einstieg wies Dannica Fleuß (HSU Hamburg) darauf hin, dass man hier die Lehre über Normativität von der Normativität in der Lehre unterscheiden müsse, auch wenn dies in der Praxis natürlich zusammenfallen kann. Sie stellte eine Seminarkonzeption vor, wie in der Lehre der politischen Theorie die Reflexion über menschenrechtliche Normen mit praktischen Implikationen anhand von konkreten Beispielen verbunden werden kann. Damit möchte sie die normative Urteilsfähigkeit ihre Studierenden stärken, indem sie sie u.a. zum theoretischen Perspektivwechsel verpflichtet. In ihrem Vortrag stellte sie auch die Spezifika der Studierenden an der HSU heraus, die als Soldaten*innen oft ein stark persönliches Interesse etwa an den Dilemmata ‚humanitärer Interventionen‘ hätten.

Anschließend hielt Julian Eckl (Hamburg) fest, dass Lehre nicht werturteilsfrei sein kann. Bereits die klassischen Lerntheorien Behaviorismus, Kognitivismus und Konstruktivismus beinhalteten bestimmte Menschenbilder sowie normative Setzungen darüber, welche Rollen Lehrende und Lernende einzunehmen hätten. Durch die Entscheidung für eine Lerntheorie nehmen Lehrende also eine normative Position ein – vor jeglicher inhaltlicher Diskussion, in der dies ebenfalls unvermeidlich sei. Weiterhin sah er einen Anlass zur erneuten Beschäftigung mit den normativen Grundlagen von Lehre angesichts verbreiteter Krisendiskurse der Demokratie. Wenn gesellschaftliche Konsenslinien neu verhandelt oder überschritten werden, sei dies auch Anlass zu einer neuen Selbstvergewisserung über ansozialisierte Normen, worüber wie in welchen Kontexten diskutiert werden kann. Die Konfrontation mit Studierenden, die extreme Positionen in Lehrveranstaltungen vertreten, führe zwar zu schwierigen Situationen und Rollenkonflikten, sorge aber auch dafür, dass gesellschaftliche Polarisierungen und Radikalisierungen nicht ignoriert werden könnten.

In der Diskussion wurden theoretische wie praktische Fragen aufgeworfen. Auf theoretischer Ebene wurde darauf hingewiesen, dass die Lerntheorien sehr unterschiedliche Empfehlungen geben, wie mit deviantem Studierendenverhalten umzugehen sei. In praktischer Hinsicht wurde empfohlen, dass Lehrende ihre theoretischen/ontologischen Positionen transparent machen sollten. Weiterhin wurde darauf hingewiesen, dass Studierendengruppen zumeist gut mit unterschiedlichen Meinungen umgehen könnten, man aber auch deren Fähigkeit zum Umgang mit Pluralismus nicht fraglos voraussetzen darf. In diesem Zusammenhang wurde auch die Frage aufgeworfen, wie heterogen –hinsichtlich Bildungshintergrund und politischen Einstellungen – Studierendengruppen tatsächlich sind.

 

Workshops Teil II

Der zweite Konferenztag begann mit einem zweiten Paar Workshops. Im ersten bot Matthias Freise fünf Wege an, wie man mit dem Problem umgehen kann, dass Studierende die Seminartexte nicht gelesen haben, und diskutierte mit den TeilnehmerInnen eigene Erfahrungen und Strategien. Zu den Methoden der Stärkung von Lese-Compliance zählten u.a. Power-Point-Karaoke und Textpuzzles. Der zweite Workshop von Caroline Kärger und Judith Gurr fragte, wie, wann, mit wem und wie oft eigentlich ein Dialog über die Lehre stattfindet. In der Diskussion ergaben sich hier zwei Problemlagen: zum einen dass geklärt werden muss wozu ein Dialog dient und wie man ihn für Stakeholder interessant macht, zum anderen dass inhaltlicher Dialog heute oft von Prozessen des Qualitätsmanagements überlagert wird, die für Lehrende wenig attraktiv sind.

 

Praxis Teil II

Im letzten Panel, erneut moderiert von Mischa Hansel, ging es um Demokratieforschung und Demokratiekompetenz. Der erste Beitrag kam von Volker Best (Bonn), der sein Seminarkonzept eines Planspiels in der Regierungslehre vorstellte. Er hatte in Seminaren vor der Bundestagswahl 2017 sowie während der laufenden Verhandlungen über eine Jamaika-Koalition Studierende zu ParteivertreterInnen gemacht und sie die Sondierungs- und Koalitionsverhandlungen simulieren lassen, was sie mit großem Engagement taten. Das Feedback der Studierenden war insgesamt sehr positiv und hob den interaktiven Charakter des Seminars sowie dessen Anwendungsbezug hervor.

Im zweiten Vortrag stellte Christoph Klika, Toralf Stark und Susanne Pickel (Duisburg-Essen) ein noch laufendes Projekt zur Entwicklung eines Planspiels vor, das sich mit dem Effekt autoritärer politischer Kultur auf die Stabilität einer Demokratie befassen wird. In der ersten Phase entwickeln sie das Planspiel und die Spielmaterialien gemeinsam mit Lehramtsstudierenden. Nach dessen Fertigstellung möchten sie es in der Aus- und Weiterbildung von LehrerInnen einsetzen, da diese eine besondere Rolle als MultiplikatorInnen für demokratische Kompetenzen und Einstellungen ihrer SchülerInnen haben.

In der Diskussion ging es vor allem um Fragen des Planspieldesigns. Insbesondere wurde darüber diskutiert, inwieweit die Spielleitung den Ausgang eines Spiels (oder einer Zwischenphase) vorbestimmen kann, um damit bestimmte inhaltliche Punkte zu unterstreichen. Demgegenüber wurde argumentiert, dass dies von TeilnehmerInnen negativ bewertet würde und man auch subtil, z.B. durch Eingriffe von „Externen“ den Verlauf eines Spiels beeinflussen könne. Ferner wurde hervorgehoben, dass es für die Erstellung von Spielmaterialien, konkret zur Formulierung von Rollenprofilen, noch nicht viel handlungsleitenden Rat gebe.

 

Abschluss

In der Abschlussrunde baten Daniel Lambach und Mischa Hansel die TeilnehmerInnen um ihr Fazit zur Tagung sowie um die Identifikation latenter oder künftiger Themen, mit denen sich die Themengruppe beschäftigen sollte. Zu diesen gehörten:

  • Welche Erwartungen können/sollen wir an Studierende haben? Stimmt die verbreitete Klage, dass es immer mehr Studierenden an fundamentalen Kompetenzen fehle, oder muss man eher von einer Änderung von deren Kompetenzprofil sprechen? Was wissen wir überhaupt über unsere Studierenden?
  • Wie können wir die Selbstverantwortung der Studierenden stärken? Kann eine umfangreiche Didaktisierung des Lernprozesses Studierende unselbständig machen? Was bedeutet das für Mentoring, das ja vor allem Studierende aus bildungsfernen Schichten unterstützen soll?
  • Welche Rolle schreiben wir der Politikwissenschaft im öffentlichen Raum zu? Haben wir eine Verantwortung zur Beteiligung an gesellschaftlichen und medialen Diskursen und wenn ja, wie können wir unsere Vermittlungskompetenz dazu einsetzen?
  • Wie motivieren sich Lehrende? Wie kann man andere Lehrende zu guter Lehre motivieren?
  • Gibt es Bedarf und Interesse, Lehrmaterialien und Veranstaltungskonzepte zu teilen? Wenn ja, unter welchen Bedingungen und über welche Plattformen?
  • Welche speziellen didaktischen Herausforderungen gibt es in den Teilbereichen der Politikwissenschaft?

Während die obigen Fragen generell formuliert sind, müssen wir uns in der Beschäftigung darüber verständigen, inwieweit ihre Beantwortung disziplinspezifisch ausfällt oder ob hier auch ein produktiver Austausch mit anderen Disziplinen und/oder der Hochschuldidaktik gesucht werden sollte.

Die Sprecher wiesen abschließend nochmals auf die ab Herbst erscheinende Kleine Reihe Hochschuldidaktik Politik hin und gaben einen Ausblick auf die Aktivitäten der Themengruppe bei der Tagung der DVPW, die September 2018 in Frankfurt am Main stattfinden wird. Im Anschluss an die Tagung fand ein Vernetzungstreffen der Theorielehrenden statt, um damit einen Workshop zur Lehre in der politischen Theorie, Philosophie und Ideengeschichte vorzubereiten.

Online Lehre mit langem Atem – 18 Jahre „Communication for Development“ an der Uni Malmö

Dies ist ein Gastbeitrag von Tobias Denskus (Universität Malmö).

Digitale Lehre ist im Zeitgeist, wie nicht zuletzt der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD beweist, der „mehr Online-Lernangebote und digitale Inhalte“ (S. 40) fordert. Aber wie organisiert man derartige Angebote, gerade wenn die Mittel dafür begrenzt sind?

Seit 2000 bietet die schwedische Universität Malmö sein online blended-learning Master-Programm in Communication for Development an. Der zweijährige Teilzeit-Master (50%) ist heute das postgraduierte Programm mit den meisten Bewerbungen an der Universität.

Ich möchte in meinem Beitrag ein paar der Erfolgsfaktoren vorstellen, die sich in der Praxis bewährt haben und die vor allem zwei Aspekte deutlich machen: Wenn ein Team von Kolleginnen zusammenkommt, das in inhaltlichen, pädagogischen und technischen Fragen zusammen arbeitet, ist ein digitales Lehrangebot mit verhältnismäßig geringen Mitteln verwirklichbar. Gleichzeitig testet ein flexibles und relativ offenes Angebot regelmäßig die Grenzen aus, was man im akademischen Bereich digital machen kann und darf.

Unsere Erfahrungen gerade mit ausländischen Kolleginnen beweisen, dass es kein „one size fits all“ Modell gibt. In unserem Glocal Classroom“ Projekt haben Partner in Südafrika, Kanada und Australien digitale Lehrformate jeweils sehr unterschiedlich umgesetzt.

Ich möchte einige unserer Erfolgsfaktoren in Malmö vorstellen. Im Kern geht um Flexibilität, ein Mindestmaß an technischer Affinität und darum, spezielle Projekte zu nutzen, um die Routine nicht überhand nehmen zu lassen.

 

Es geht am besten im Team

Ich kann mir unser Programm nicht ohne konstanten peer-support vorstellen. Gerade weil unsere 100+ Studierenden oft nicht physisch sichtbar sind, sind Teamtreffen wichtig um Strategien zu diskutieren: Was läuft technisch richtig? Wie strukturieren wir die Inhalte? Aber auch: Was sagt die Verwaltung? Gerade im laufenden Betrieb muss ein Kernteam ansprechbar sein, denn in Schweden, wo EU-Bürgerinnen umsonst studieren, wird sonst gnadenlos mit den Füßen bzw. der Maus abgestimmt. Freistehende Online-Angebote, die nicht Teil eines Master Programms sind, haben auch schon mal 80% StudienabbrecherInnen. Das Team ist ein wichtiger Rückhalt und man darf die Verantwortung nicht auf ein Teammitglied abwälzen, das dann frustriert vor dem Learning Management System (LMS) sitzt.

 

Champions in der Uni finden – aber die Verantwortung nicht abgeben

Unser Programm ist in der guten Situation, dass wir von unserer Universitätsleitung unterstützt werden. Das hilft prinzipiell immer, aber umso mehr, wenn die Verwaltung „geht nicht“ sagt. Unser Ansatzpunkt ist die Internationalisierung, die an vielen schwedischen Unis noch stärker ausgeprägt sein könnte, was auch damit zu tun hat, dass sehr, sehr viele Angebote nach wie vor auf Schwedisch sind. Ein internationales MA-Programm in englischer Sprache ist immer noch eher die Ausnahme als die Regel. Und da bis 2011 sogar internationale Studierende umsonst in Schweden studieren konnten, war das in der Anfangszeit ein wichtiges Argument um Unterstützung zu finden.

Heute sind viele Aspekte deutlich stärker professionalisiert – was für digitale Lehre nicht immer von Vorteil sein muss. Globale Unternehmen wie Adobe und Cisco sind sehr daran interessiert ihre Plattformen an die Uni zu bringen – wo dann jeder Raum auf Knopfdruck live streamen kann. Das ist nicht unser Modell und die Gefahr ist, dass am Ende dabei eine „talking head“-Vorlesung herauskommt die die Powerpoint-Präsentation abfilmt. Mehr dazu später im Beitrag.

 

Loslegen – auch wenn nicht alle Parameter zu 100% definiert sind.

Der digitale Raum und seine rechtlichen und praktischen Rahmenbedingungen ändern sich ständig und schnell. Selbstverständlich kann man diskutieren, ob man die Einführungsvorlesung auch über die Facebook-Seite live streamen soll. Man kann es aber auch einfach ausprobieren – auch wenn der Uni-Jurist nicht 100% sicher ist und natürlich lieber davon abrät. Wir wollen Communication for Development dort machen, wo es passiert – und wo unsere Studierenden sind. Natürlich ist itslearning, unser LMS, die zentrale Anlaufstelle für unsere Kurse, aber ich verliere keinen Schlaf darüber, wenn wir einen Google-Kalender für unsere Vorlesungen benutzen. Uns hat jetzt auch noch keine Studierende verklagt, weil es mal eine doofe Frage in einer halb-öffentlichen Vorlesung gab. Als öffentliche Institution gleichzeitig zu versuchen die digitale Lebenswirklichkeit abzudecken ist nicht immer einfach. Aber „im Zweifelsfall erst mal machen“ ist meine Erfahrung.

 

Von Fernsehstudios, MOOCs und Plattformen

Man kennt das ja von SPIEGEL ONLINE-Berichten: Geht es um Innovationen an Hochschulen, werden idealerweise die „Traditions-Uni Oxford“ oder die „Elite-Universität Harvard“ erwähnt. Da gibt es dann einen Blick in ein Fernsehstudio („der Hörsaal der Zukunft“) oder man spricht mit dem Manager des „größten MOOC zum Thema xyz“. Wir haben natürlich nicht die Mittel – aber auch einfach einen anderen pädagogischen Ehrgeiz. Wir bieten einen berufsbegleitenden Online-Master im schwedischen System an – nicht mehr und nicht weniger. Und dann jedes Semester ein gutes Programm abzuliefern ist schon Herausforderung genug. Andererseits haben wir in Schweden ein gutes „Rückgrat“ durch SUNET. Wir bekommen unsere eigene PLAY-Plattform, ZOOM wird unsere bevorzugte Videokonferenz-Anwendung und wir hatten mit Bambuser lange Zeit einen schwedischen Partner der Livestreaming kostengünstig ermöglichte. Es gibt also lokale Möglichkeiten global digital zu lehren.

 

Projekte finden zum Austausch und Lernen

Ein Vorteil unseres flexiblen Modells ist, dass wir mobil sind. Der fachliche, pädagogische und technische Austausch ist wichtig und das geht am besten, wenn man mit Partnern ein Seminar anbietet. Es geht nicht nur um gute Inhalte für Vorlesungen, sondern auch um Vernetzung mit Studierenden und Alumni-aber auch mit der IT oder fachfremden Kolleginnen, die eine komplett andere Plattform nutzen. Es wird keine komplette Integration verschiedener Formate, Software usw. geben, aber einen virtuellen Raum herzustellen, in dem verschiedene Studierende zusammenkommen und verschiedene Inhalte mitnehmen ist schon ein guter Erfolg.

 

„Früher war alles schlechter“ – die Mischung zwischen Tradition und Innovation

Ich bin nach wie vor positiv überrascht, wie sehr Studierende an klassischen Formaten wie „der Vorlesung“ interessiert sind – und wie wenig wir auf Quiz oder andere sehr digitale Formate setzen. Virtuelle Gruppenarbeit, eine kurze Buchrezension, ein langer Essay oder ein Kurs, der primär mit einem Blog arbeitet  – Formate wechseln sich ab, aber wir erfinden hier nicht Hochschullehre neu.

Das liegt sicher auch an unseren Studierenden, die tendenziell älter sind, Beruf und/oder Familie haben und eine relativ hohe internationale Ausbildung haben und selbstorganisiert sind. Mit 19-jährigen Bachelor-Studierenden müsste man sicher anders planen. Aber gerade, wenn man den Diskurs des lebenslangen Lernens ernst nimmt, ist das ein praktikables und sinnvolles Modell. Ich persönlich halte ein mittelgroßes MA-Programm für zielführender als einen MOOC.

 

Digitale Formate in der neoliberalen Hochschule

Auch wenn in Schweden die Neoliberalisierung der Hochschulen langsamer und weniger invasiv vor sich geht, leben wir natürlich nicht in einem akademischen Paradies. Wer mit digitalen Formaten Geld sparen will oder schnell Zugang zum globalen Markt mobiler und finanzkräftiger ausländischer Studierender sucht, dürfte enttäuscht werden. Am Ende des Tages ist unser Modell relativ zeit- und personalaufwändig und selbst wenn unser Angebot eigentlich ideal für Berufstätige in der globalen Entwicklungsindustrie sein sollte, bekommen wir sehr oft Feedback, dass man doch lieber einen „richtigen“ Master machen möchte, für den die Familie in den globalen Norden ziehen kann.

 

Es gibt zu allen Punkten natürlich noch viel mehr zu sagen und schreiben – Rückfragen gerne an mich: http://aidnography.blogspot.se/p/about-connect.html.

Programm der Dritten Jahrestagung der Themengruppe Hochschullehre (26.-27. Februar 2018)

Die Dritte Jahrestagung der Themengruppe Hochschullehre findet am 26.-27. Februar 2018 an der Universität Hamburg statt. Unter dem Titel „Politikwissenschaftliche Hochschullehre – Perspektiven und Konzepte aus Theorie und Praxis“ haben wir ein abwechslungsreiches Programm zusammengestellt, das hier zum Download im pdf-Format zur Verfügung steht: Programm Jahrestagung 2018.

Die Teilnahme ist für alle interessierten Mitglieder und Nicht-Mitglieder offen. Die Teilnahmegebühr beträgt 20 Euro, für Studierende ist die Teilnahme kostenlos. Wenn Sie sich anmelden möchten, schicken Sie bis zum 20. Februar 2018 eine formlose Mail an nicolas.ehricke@wiso.uni-hamburg.de.

Wir freuen uns auf eine interessante Tagung und hoffen, Sie dort zahlreich begrüßen zu dürfen.

Call for Papers für die Jahrestagung 2018 in Hamburg

Am 26. und 27. Februar 2018 veranstaltet die Themengruppe Hochschullehre in der DVPW ihre nunmehr dritte Jahrestagung, dieses Mal an der Universität Hamburg. Die Tagung richtet sich an Mitglieder der Themengruppe, DVPW-Mitglieder, ebenso aber an alle interessierten Lehrenden und Studierenden der Politikwissenschaft und verwandter Disziplinen. Eine Mitgliedschaft in der DVPW ist zur Teilnahme nicht notwendig.

Call for Papers (Download als pdf)

Thema der Tagung ist diesmal:

Politikwissenschaftliche Hochschullehre – Perspektiven und Konzepte aus Theorie und Praxis

 

Perspektiven und Konzepte aus der Theorie

Im Rahmen der bisherigen Veranstaltungen unserer Themengruppe wurde deutlich, dass unsere Hochschullehre in didaktischer Hinsicht häufig mit wenig theoretischer Fundierung auskommt. Damit sind nicht didaktische Methoden oder Fragen von Lern- und Kompetenzerwerb gemeint, sondern vielmehr Fragen nach den Spezifika politikwissenschaftlicher Hochschullehre, zum Beispiel: Welche (fachspezifischen) Theorien legen wir der Konzeption von Lehrformaten zugrunde? Welche normativen Prägungen finden Eingang in die Lehre und welche Auswirkungen hat dies für die spätere Praxis? Was unterscheidet politikwissenschaftliche Hochschullehre von der Lehre in anderen Disziplinen? Wo und in welcher Form findet empirische Forschung zum Thema politikwissenschaftliche Hochschullehre statt? Beschäftigen sich Nachwuchswissenschaftler/innen in Qualifikationsschriften mit politikwissenschaftlicher Hochschullehre? Finden Forschungen zu Lehrenden und Lernenden unseres Faches statt? Im Rahmen des Forums „Theorie“ laden wir herzlich ein, Konzepte und Forschungen zu diesen und weiteren Fragen vorzustellen. Unser Theoriebegriff ist hierbei bewusst weit angelegt und meint das Nachdenken, Reflektieren und Evaluieren über bzw. der eigenen Lehre. Hierbei interessieren uns vor allem Forschungen und Konzepte, die noch vor der praktischen Erprobung stehen, ebenso wie theoriegestützte Metaüberlegungen und empirische Forschungen zur politikwissenschaftlichen Hochschullehre insgesamt. Vorgestellte Konzepte müssen nicht fertiggestellt sein, auch Werkstattberichte laufender Vorhaben oder Ideenskizzen für künftige Forschungen sind äußerst willkommen.

Perspektiven und Konzepte aus der Praxis

Die Jahrestagungen der Themengruppe beinhalten immer auch Präsentationen von Lehrkonzepten, von Erfahrungsberichten aus Lehrveranstaltungen höchst unterschiedlichen Formats. Im Forum „Praxis“ möchten wir erneut die Gelegenheit geben, Lehr-Lernformate aus der Hochschullehre zu präsentieren, Ideen für solche Formate zur Diskussion zu stellen und neue Formate im Kreis von Kolleginnen und Kollegen zu entwickeln. Hierbei laden wir ausdrücklich auch dazu ein, interdisziplinäre und berufsorientierte Lehrformate vorzustellen. Uns geht es nicht nur um Lehrinnovationen, sondern auch um neue Perspektiven auf bewährte Themen und Formate. Denkbar ist überdies, dass Ansätze zum Umgang mit aktuellen Herausforderungen der Lehre (z.B. Heterogenität der Studierenden, Digitalisierung des Studienalltags) präsentiert werden. Gleichermaßen interessieren uns jedoch auch Austausch- und Weiterbildungsformate auf Fach- oder Fakultätsebene, die an Ihren Hochschulen praktiziert werden, so etwa Lehrkolloquien oder Gesprächsrunden zwischen Lehrenden und Studierenden.

 

Einreichung von Beiträgen:

Interessierte senden bis einschl. 30. November 2017 ein Abstract (max. 600 Wörter inkl. Leerzeichen) an die Sprecherin der Themengruppe: Julia Reuschenbach M.A., Universität Bonn (julia.reuschenbach@uni-bonn.de). Bitte geben Sie an, in welchem Format (Vortrag, Diskussion, Roundtable o.ä.) Sie Ihren Teil im Rahmen der Tagung gestalten möchten und fügen Sie einige biografische Angaben (max. 250 Wörter inkl. Leerzeichen) bei.

Nach Auswahl der Beiträge werden wir Sie bis zum 20. Dezember 2017 über das finale Programm informieren. Die Themengruppe ermöglicht die Buchung günstiger Übernachtungsmöglichkeiten im Rahmen von Hotelkontingenten. Diese Kosten sowie Reisekosten oder Honorare können leider nicht durch die Themengruppe übernommen werden.

Für Fragen stehen Ihnen die Sprecher/innen der Themengruppe gerne zur Verfügung

Interaktive Tests zwischen Lernerfahrung und Prüfungsterror

Dies ist ein Gastbeitrag von Achim Kemmerling (Central European University)

 

Multiple Choice Tests (MCs) sind ein zweischneidiges Schwert: einerseits sind sie äußerst mechanisch, bisweilen langweilig, aber auch schonungslos; andererseits häufig unausweichlich. Gerade zur Literaturkontrolle gibt es wenige Prüfungsformen, die effizienter wären. Als Student fand ich sie jedoch vor allem phantasielos.

Daraus ergibt sich die Frage, wie man MCs in interessante Prüfungen für alle Beteiligten verwandeln kann. Interaktive Tests sind hier eine lohnenswerte Alternative, vor allem, weil man sie mittlerweile computergestützt erstellen kann. Interaktiv heisst dabei, dass der Test auf die individuellen Antworten der StudentInnen reagiert. Im einfachsten Fall kann das einfach nur unmittelbares und detailliertes Feedback sein, in komplexeren Fällen passen sich die Fragen dem Wissen der StudentInnen an (siehe Abbildung für ein Beispiel).

Abbildung: Beispiel für eine Frage mit unmittelbarer Feedback Funktion

Schon die Idee, Evaluierung und Feedback unmittelbar miteinander zu verknüpfen, ist ein wesentlicher Fortschritt. Das Problem mit MCs und vielen anderen Prüfungsformen ist ja, dass man immer erst (z.T. viel) später mit Sicherheit weiß, was gelungen, was schiefgelaufen ist. Diese zeitliche Trennung von Reaktion und Sanktion, von Antwort und Feedback, macht aus MCs reine Evaluierungsinstrumente, aber sie erlauben kaum dynamisches Lernen im Sinne von trial and error. Generell ist das Zusammenlegen von Feedback und Evaluierung eine wichtige, wenn auch manchmal delikate, Idee (in Seminararbeiten z.B. über ein Revise&Resubmit-Verfahren möglich, oder bei Präsentationen durch Feedback in der Gruppe). Tatsächlich können interaktive Tests Lernergebnisse steigern (studie, studie). Ein Student beantwortet eine Frage falsch, bekommt dies mitgeteilt, und er kann dann einen zweiten, dritten etc. Versuch unternehmen. Man kann auch Hinweise in das Feedback einstreuen und so den Evaluierungs- und Lernprozess miteinander koppeln.

Und wie gesagt, solche Interaktiven Tests können noch wesentlich mehr, sie können adaptiv auf das Antwortverhalten reagieren. Wenn etwa bei Statistiktests offensichtlich wird, dass bestimmte Fragen zu schwierig sind für den Prüfling, kann sich das Niveau oder der Inhalt darauf anpassen. Sehr intelligente Tests können sogar die Wissenslücken systematisch einkreisen und Handlungsempfehlungen geben (‚Lesen Sie bitte das Kapitel X in Lehrbuch Y nach.‘) Das kann, je nach Prüfungssystem, natürlich zu Vergleichbarkeitsproblemen zwischen StudentInnen führen, aber zumindest als Lehr- und Lerninstrument ist dies eine hervorragende Möglichkeit.

Was den Zeitaufwand anbetrifft sind interaktive MCs natürlich erst einmal zusätzliche Arbeit. Jedoch handelt es sich dabei i.d.R. um einen einmaligen Aufwand, der sich im Zeitablauf lohnen kann. Zudem spart man sich das lästige Korrigieren. Das größere Problem, dem ich in der Praxis begegnet bin, liegt jedoch in der menschlichen Psyche. Die Prüfungsangst, die sich schon bei normalen MCs einstellt, kann sich in der computergestützten Version noch verstärken. In einem Fall ging das soweit, dass der Student das Passwort für den Test mehrmals hintereinander falsch eintippte – ich stand daneben und sah ihm fasziniert zu – und felsenfest der Überzeugung war, dass es an seiner Seite oder unserem Passwort läge.

In einem provisorischen Vergleichstest Papier und Stift vs. Computer stellte sich dann heraus, dass StudentInnen zwar die Computer-Variante insgesamt bevorzugten, jedoch auch erhöhten Stress in der Testsituation spürten. Auch die Atmosphäre von Computer Labs ist für manche Studenten eine Herausforderung. Über Moodle kann man das natürlich auch mit eigenen Laptops im Kursraum durchführen, aber auch dies kann neue Stressfaktoren erzeugen.

Nebenbei bemerkt: Es gibt vermutlich Situationen, in denen diese Belastung als legitimer Teil der Evaluierung gesehen wird. Leistung ist immer auch Leistung unter gegebenen Restriktionen. Dennoch ist ein zuviel wohl kontraproduktiv. Zumindest muss die psychische Belastung eingeplant werden.

Daher entwickle ich derzeit tiefergehende Experimente, um zu sehen, ob sich diese Prüfungsangst bzw. die zugrundeliegende Stresssituation mildern lässt. Das Experiment soll mehrere Testvarianten vergleichen: unterschiedliche Designs (Wie sieht der Test aus, wie das Feedback? Die Standardeinstellung bei Moodle sind zum Beispiel keineswegs ansprechend), unterschiedliche Sequenzierung und Staffelung von Fragen, sowie unterschiedlich ‚intelligente‘ Fragen, die sich dem Niveau anpassen. Das ganze Projekt ist bislang noch in der Entwicklungsphase, und ich würde mich über Austausch, ähnlichen Erfahrungen etc. sehr freuen. Es kann sich lohnen, denn die ersten Versuche zeigen, dass man mit kleverem Design MCs sehr produktiv in die Lehre einbauen kann.

Hilfe oder Blendwerk? Blended learning als Hilfsmittel für die Begleitung politiktheoretischer Hausarbeiten

Dieser Gastbeitrag ist von Anna Meine (Universität Siegen). Er wurde auch schon im Theorieblog veröffentlicht.

Screencast - AusschnittG. A. Cohen konstatiert zu Beginn seines Aufsatzes „How to do Philosophy“, dass die Vermittlung von philosophischen Heran- und Vorgehensweisen kaum je explizit geschieht – mal aus der Überzeugung heraus, dass sich die Einzelnen durch ihre persönliche Mühsal erst einmal beweisen sollen, mal, weil ihr Erlernen einem Sozialisationsprozess entspricht, den man nicht erklären kann, sondern den die Lernenden vielmehr beobachten und imitieren müssen (2011: 225). Politische Theorie zu betreiben impliziert hier die vertiefte und in aller Regel individuelle Auseinandersetzung mit Argumentationen und Texten, das Mit- und Nach- und dann das selber Denken. Selbst wenn die Erklärung vom Sozialisationsprozess überzeugt, steht aber zu fragen, ob man Studierende beim Erlernen dieser Tätigkeiten nicht doch begleiten kann und sollte.

Gleichzeitig erleben wir weiterhin, dass neue Formen des e- oder blended learning, dass nicht nur Online-Plattformen, sondern Blogs, Wikis und MOOCs (komplette Online-Kurse für ein Massenpublikum) als Mittel für die universitäre Lehre vielerorts aus dem Boden sprießen. Über ihren Sinn und Mehrwert wird zugleich trefflich gestritten. (Siehe dazu z.B. die Theorieblog-Beiträge von Ulrike Höppner, Stefan Skupien und Andreas Antić zu e-learning in der Politischen Theorie im Allgemeinen oder zu MOOCs bzw. Michael Sandels Gerechtigkeits-Vorlesung im Speziellen.)

Am Beispiel der Begleitung politiktheoretischer Hausarbeiten möchte ich im Folgenden einen Vorschlag für die Einbindung von Podcasts (Audiodateien) oder Screencasts, d.h. Video-Aufzeichnungen mit Audio-Kommentar, in die politiktheoretische Lehre machen, den ich gemeinsam mit meinen Freiburger Kollegen Friedrich Arndt und Judith Gurr entwickelt habe. Pod- und Screencasts können die politiktheoretische Lehre bereichern, die Präsenzlehre und individuelle Sprechstunden sinnvoll ergänzen. Sie können zu einem gewissen Maß sogar für sich stehen. Wenn die politiktheoretische Lehre aber darauf zielt, dass Studierende eigenständige Fragestellungen und wissenschaftliche Haltungen entwickeln, sind sie jedoch vor allem dann fruchtbar, wenn sie systematisch mit Präsenzlehre und Sprechstunden verknüpft werden.

Von existierenden Leitfäden und Readern, die vor allem auf formale und strukturelle Anforderungen abstellen, unterscheidet sich unsere dreiteilige Screencast-Reihe „Theoretisch Fragen“ in mehrfacher Hinsicht: Technisch handelt es sich bei unseren Screencasts um Video-Aufzeichnungen einer Power-Point-Präsentation, die mit einer Audio-Spur unterlegt und durch einzelne Video-Clips ergänzt werden. Zusammengesetzt haben wir das Ganze mit dem Aufnahme- und Schneideprogramm Camtasia. Pod- und Screencasts machen durch diese Technik eine direkte persönliche Ansprache möglich, die den klassischen gedruckten Anleitungen und Leitfäden verwehrt bleibt und die zu unserem inhaltlichen Schwerpunkt passt: Denn wir stellen weniger formale Anforderungen und Regeln in den Mittelpunkt unserer Überlegungen als die Konzeption von Hausarbeiten, genauer die Suche nach guten, relevanten und zugleich beantwortbaren und eingegrenzten Fragestellungen. Diese Suche stellt unserer Erfahrung nach eine besondere Hürde für die Studierenden dar. Die wissenschaftliche, gesellschaftliche und persönliche Relevanz oder Irrelevanz der Frage entscheidet zudem über die Motivation der Studierenden. In drei Teilen nähern wir uns deshalb dem Herzstück der Reihe, unserer Typologie von Fragestellungen.

  • Teil I behandelt die Frage der Themenfindung, steckt den Rahmen für die Themensuche ab, führt Strategien zur Identifikation theoretischer Probleme auf und lädt nicht zuletzt dazu ein, unterschiedliche Visualisierungs- und Schreibtechniken auszuprobieren, um Vorwissen zu aktivieren und die bisherigen Gedanken zu sortieren.

  • Teil II widmet sich den Herangehensweisen politischer Theorie und Philosophie und versucht, wissenschaftstheoretische Debatten auf einzelne, für Anfängerinnen zumindest handlichere Ideen herunterzubrechen. Wir thematisieren in aller Kürze unterschiedliche wissenschaftliche bzw. politiktheoretische Haltungen und Herangehensweisen zwischen Konstruktion, Rekonstruktion und Dekonstruktion und versuchen sie für den Konzeptionsprozess fruchtbar zu machen.

  • In Teil III diskutieren wir die Bedeutung und die Charakteristika guter Forschungsfragen und führen schließlich unsere Fragetypologie ein. Hier zeigen wir ein Spektrum politiktheoretischer Fragetypen, das in der klassischen empirisch-sozialwissenschaftlichen Methodenausbildung oft zu kurz kommt. Es reicht von Verständnisfragen und Kohärenzfragen über Kommentare und Ableitungen aus der bzw. Rückfragen an die Theorie bis hin zu normativen Argumentationen. Jeden Fragetyp stellen wir anhand einer generischen Frage, geeigneten Kontexten, verfolgten Zielen, groben Zügen des Vorgehens und ausgewählten Beispielfragen vor.

Wie lässt sich mit diesen Screencasts nun sinnvoll arbeiten? Als Lehrende laden wir die Studierenden im Verlauf des Semesters und vor allem in der Vorbereitung ihrer Hausarbeiten dazu ein, sich die Screencasts individuell, nach und nach oder auch einzeln anzuschauen und die unterschiedlichen Techniken zur Themenfindung und Strukturierung auszuprobieren. Darüber hinaus thematisieren wir ausgewählte Elemente in unseren Lehrveranstaltungen und stellen Querverbindungen zwischen den Screencasts und unseren Seminarinhalten her. Mit Bezug auf das Herzstück der Reihe, die Fragetypologie, ergeben sich unterschiedliche Möglichkeiten – soll sie doch nicht als Rezeptbuch, sondern als Hilfestellung für die Arbeit am eigenen Thema dienen. Diejenigen, die noch keine Idee für eine Frage haben, können mit Blick auf das eigene Thema unterschiedliche Typen durchspielen und prüfen, welche Fragetypen sich im konkreten Fall eignen. Diejenigen, die schon eine Idee für eine Frage haben, können sie einordnen und mithilfe der Typologie versuchen, Kontext, Ziele und Vorgehen genauer zu bestimmen. Auf diese Überlegungen können wir dann in den Hausarbeits-Sprechstunden zugreifen.

Damit zeigt sich nicht nur wie, sondern auch noch einmal warum wir mit den Screencasts arbeiten: Nicht nur nutzen wir mit den Screencasts neuere Medien und entlasten die kurrikulare Präsenzlehre. Die Screencasts ermöglichen uns, die Studierenden tatsächlich anzusprechen und somit persönlicher zu erreichen als ein gedruckter Leitfaden. Die Studierenden wiederum können selbstgesteuert vorgehen und sich Lehrinhalte in ihrem Tempo und vor allem zum geeigneten Zeitpunkt aneignen. Vor allem aber verbessert sich durch die Screencasts die Gesprächsqualität in unseren Sprechstunden immer dann deutlich, wenn die Studierenden bei der Konzeption ihrer Hausarbeiten mit ihnen gearbeitet haben. Sie schaffen in einer erhöhten Anzahl von Fällen eine gemeinsame Gesprächsgrundlage und eröffnen einen Raum für individuelle Auseinandersetzungen zwischen Lehrenden und Lernenden.

Wer möchte, kann dies cognitive apprenticeship nennen. Diese Lehrstrategie überträgt die handwerkliche Lehr-Lern-Beziehung zwischen Meister und Schüler auf kognitive Bereiche. Damit fordert sie, über die Erklärung und Veranschaulichung von Inhalten, die e- oder blended-learning Elemente gut leisten können, die persönliche Auseinandersetzung mit den Studierenden. So liegt der Mehrwert, den wir in Elementen des e-learning sehen, nicht zuletzt darin, dass sie auch innerhalb der heutigen eng getakteten Studiengänge, Studierende – gerade die, die nicht von sich aus abstrakte Texte verschlingen und aktiv Fragen stellen – ansprechen können und damit Räume für eine persönliche Auseinandersetzung öffnen, in der die Lehrenden weiterhin als Forschende und als Gegenüber erkennbar bleiben sollen, und deren Ziel es ist, dass auch die Studierenden mit der Hilfe, die ihnen zusteht, eine eigenständige Haltung als Autorin oder Autor entwickeln.

Gleichzeitig ist unsere Screencast-Reihe kein abgeschlossenes Projekt. Wir sehen vielfältige Entwicklungsmöglichkeiten, um das Zusammenspiel zwischen Präsenzlehre und e-learning weiter zu verbessern. Neben zusätzlichen inhaltlichen Elementen schweben uns dabei vor allem zusätzliche interaktive Übungen vor, die zum Beispiel aktivierende Schreibtechniken oder auch Peer-Verfahren noch systematischer in das Projekt integrieren. Nicht zuletzt deshalb freuen wir uns über all diejenigen, die in unsere Screencasts reinschauen oder sie sogar in ihrer Lehre nutzen, genauso wie über Rückfragen, Kritik, Anregungen oder auch Ergänzungen hier im Blog.