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Digitale Vermittlung von Schreibkompetenz

Dies ist ein Beitrag von Kathrin Loer (Hochschule Osnabrück).

Schreiben kann jeder, oder? So einfach ist es dann häufig doch nicht. Dabei gehört das Schreiben zu den Hauptaktivitäten im politikwissenschaftlichen Studium. Die Umstellung auf digitale Lehre ändert nichts Grundsätzliches daran, dass viele Studierende der Politikwissenschaft von systematischen Anleitungen und Unterstützungsformaten zum Schreiben profitieren, diese aber häufig fehlen. Über die digitale Lehre kann allerdings nach meiner Einschätzung Schreibkompetenz ideal vermittelt und der Schreibprozess begleitet werden.

Acht Schritte auf einem Entwicklungspfad lassen sich im Verlauf eines Semesters beschreiten. Dabei ist es möglich, die Vermittlung von Schreibkompetenz in diesen Etappen mit einem Seminar oder einer Vorlesung zu kombinieren oder aber eine eigene Veranstaltung zur Schreibkompetenz anzubieten. Der Pfadverlauf ergibt sich aus der individuellen Ermittlung des Unterstützungsbedarfs, der Planung und Organisation von Schreibaufgaben, über verschiedene Schreibübungen bis hin zur Erarbeitung von Fragestellungen, Gliederungen und der Erarbeitung erster (oder umfassender) Schreibprodukte (siehe Abbildung). Im Idealfall lässt sich nach einer solchen Lehrveranstaltung nicht nur eine verbesserte Schreibkompetenz aller Teilnehmer feststellen, sondern die Studierenden können die Früchte ihrer Arbeit auch sehr konkret für Haus- und Abschlussarbeiten nutzen.

Vorab sollte den Studierenden sehr plastisch das übergeordnete Ziel vermittelt werden: „Mehr, verständlich und präzise schreiben.“ Das bedeutet, dass mehr geschrieben werden sollte, und dass dabei Wege gefunden werden, damit es sich letztlich um verständliche und präzise Texte handelt. Wenn das in der Vermittlung gut gelingt, kann das Lust auf Sprache und schriftliche Kommunikation machen. Ein praktisches Ziel besteht darin, Schreiben als Routine zu etablieren, außerdem können die Einzelnen so ihre sprachlichen Ausdrucks- und Gestaltungsfähigkeiten steigern. Genau diese Aspekte sollten vorab herausgestellt werden. Zusätzlich gilt es, den Mehrwert für die spätere berufliche Praxis von Politikwissenschaftler:innen zu betonen, in der immer wieder Texte verfasst werden müssen.

Eine weitere Empfehlung: Wenn die Übungen mit einer konkreten Aufgabe aus dem Studium (Vorbereitung einer Hausarbeit oder Abschlussarbeit) verknüpft werden, erkennen die Studierenden ihren Vorteil unmittelbar. Aus diesem Grund umfasst der Pfad sowohl die Entwicklung einer politikwissenschaftlichen Fragestellung als auch die Strukturierung der Argumentation, um die eigene Darstellungs- und Analyseleistung letztlich gut erbringen zu können. Beim Durchlaufen des Pfades wechseln sich synchrone und asynchrone Elemente der digitalen Lehre ab. Wesentlich ist die Festlegung eines eindeutigen Zeitrahmens, den alle Teilnehmenden gemeinsam einhalten. Der Pfad zerlegt dann den Arbeitsprozess, in dessen Rahmen ein wissenschaftlicher Text produziert wird, in einzelne Schritte, damit die Aufgabe besser bewältigt und möglicherweise bestimmte Schwierigkeiten und Herausforderungen gezielter adressiert und bearbeitet werden können. Dazu dienen begleitende Informationen, die jeweils die nächste praktische Phase (Schreibübung 1, Schreibübung 2, Bearbeitung der politikwissenschaftlichen Aufgabe z.B. Hausarbeit) fundieren und anleiten.

Schreiben als „Handwerk“ lässt sich erlernen: Das sollte Studierenden vermittelt werden – gleichzeitig brauchen viele dazu eine gute Unterstützung. Das gemeinsame Absolvieren des Entwicklungspfades soll dazu dienen, dass Studierenden idealerweise Freude am Planen und Erfüllen ihrer Schreibaufgaben entwickeln. Wenn es gelingt, Schreibübungen produktiv in das Studium zu integrieren, dann lassen sich darüber Studierenden zum Training motivieren. Sie lernen, sich Ziele zu setzen für alles, was es an Schreibaufgaben gibt. Wesentlich ist es auch zu zeigen, dass Schreiben Zeit braucht und es kein Wettrennen darstellt. In der digitalen Lehre sollte dazu neben synchronen Vermittlungsformen (Online-Sitzungen) auch genügend Raum und Zeit für individuelle Klärungen geschaffen werden, was ebenfalls digital – sowohl synchron (Videochat, Telefon, Messenger) als auch asynchron (Email) – ideal machbar ist.

Dieser Artikel ist Teil der Blogserie “Bausteine digitaler Hochschullehre in der Politikwissenschaft”.

Es geht weiter: Neue Angebote zur digitalen Lehre

Neue Workshop-Termine

Nach dem erfolgreichen Start in der vergangenen Woche, bietet der AK kommende Woche erneut zwei Workshops zu digitalen politikwissenschaftlichen Lehre an:

Thema: Politikwissenschaftliche Schreibübungen in Corona-Zeiten
Referentin: Kathrin Loer, Fernuniversität Hagen
Termin: Dienstag, 28. April 2020 um 17.30-18.30 Uhr
Ort: Zoom 
Meeting-ID: 951 5750 0049
Passwort: 009866
Wissenschaftlich zu schreiben ist eine zentrale Kompetenz, die Studierende der Politikwissenschaft erwerben müssen. Damit, wie diese Kompetenz auch digital vermittelt werden kann, hat Kathrin Loer an der Fernuniversität Hagen schon einige Erfahrung gesammelt. In diesem Workshop gibt sie einen Einblick.

Thema: Politische Theorie(n) digital lehren
Referentin: Dannica Fleuß, Helmut-Schmidt-Universität Hamburg
Termin: Mittwoch, 29. April 2020 um 16.00-17.00 Uhr
Ort: Zoom 
Meeting-ID: 931 9460 2918
Passwort: 025243
Die Arbeit mit komplexen Theorien ist in der Lehre oft nicht einfach. Viele Verständnisfragen tauchen auf, umfangreiche Texte müssen durchgearbeitet werden. Intensive Diskussionen sind erwünscht – doch wie geht dies alles digital? Dannica Fleuß gibt ausgehend von der Politischen Theorie, aber auch darüber hinaus, Einblicke in synchrone und asynchrone Methoden der digitalen Lehre von Theorien. 

Die Mitschnitte beider Workshops sind online hier zu finden: https://www.dvpw.de/service/digitale-lehre/zoom-workshops/

 

13 Tipps zur digitalen Lehre

Die DVPW hat auf ihrer Homepage eine Rubrik zur digitalen Lehre eingerichtet. Dort finden Sie seit heute das durch den AK Hochschullehre entwickelte kurze Handout „13 Tipps für digitale politikwissenschaftliche Lehre“.

Jetzt mitmachen: Toolbox digitale politikwissenschaftliche Lehre

Außerdem finden Sie in der neuen Rubrik die Einladung, an unserer gemeinsamen „Toolbox digitale politikwissenschaftliche Lehre“ mitzuwirken. Sie haben erste Erfahrungen gesammelt, Best-practice-Beispiele im Kopf? Sie haben eine Idee, aber diese noch nicht ausprobiert? Wir freuen uns über alle, die unsere Toolbox gerade jetzt schnell und kurzfristig mit Leben füllen. Reichen Sie Ihre Ideen über diese Eingabemaske ein und lassen Sie sich zugleich von den Methoden und Ideen Ihrer Kolleg*innen (nicht nur in diesem Semester) inspirieren.

Haben Sie weitere Ideen und Vorschläge, wie wir die Sammlung von Materialien zur digitalen Hochschullehre in Zeiten von Corona erweitern können? Dann melden Sie sich bei den Sprecher*innen des AK Hochschullehre.