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Workshop „Publizieren über die Lehre“ (Mainz, 18. September 2017)

Warum wir über unsere Lehre schreiben sollten, hatte ich bereits in einem anderen Blogpost dargelegt. Dafür hatte ich vier Gründe genannt:

  1. Schreiben ermöglicht eine systematische Reflexion über die Lehre
  2. Über Publikationen tauschen wir Ideen aus
  3. Publikationen helfen bei der Entstehung einer Gemeinschaft aktiver Lehrender
  4. Veröffentlichungen sind gut für die individuelle Karriere

Dabei hatte ich den programmatischen Anspruch formuliert, dass wir eine bessere Publikationskultur über unsere Lehre brauchen. „Publikationskultur“ meint die verbreitete und selbstverständliche Erwartung, dass politikwissenschaftlich Lehrende über ihre Lehre schreiben und diese mit wissenschaftlichen Methoden beforschen, dass diese Texte rezipiert werden und ihnen ein angemessener Status als wissenschaftliche Leistung zugeschrieben wird.

Diese These soll nun einerseits auf die Probe gestellt werden: Brauchen wir so eine Publikationskultur? Andererseits möchten wir uns damit befassen, was schon passiert und was getan werden muss, um auf diesem Weg voranzukommen.

Aus diesen Gründen organisiert die Themengruppe Hochschullehre der DVPW mit Unterstützung von Wolfgang Muno vom Institut für Politikwissenschaft der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz am 18. September 2017 einen Workshop zum Thema „Publizieren über die Lehre“. Wir möchten Lehrende dabei unterstützen, über ihre Lehre zu forschen, zu schreiben und diese Texte auch zu veröffentlichen. Dazu werden Publikationsformate erörtert und mit HerausgeberInnen und RedakteurInnen von Zeitschriften und Fachverlagen über Stand und Entwicklungsmöglichkeiten einer Publikationskultur in der politikwissenschaftlichen Hochschullehre diskutiert.

Die Teilnahme ist kostenlos, erfordert aber eine Anmeldung bis zum 4. September. Bitte schicken Sie dazu eine formlose Email mit dem Stichwort ‚Workshop Publizieren‘ an hilfskraft@lehrstuhl-ibep.de.

Das Programm des Workshops können Sie hier als pdf herunterladen.

Gastblogs zur politikwissenschaftlichen Hochschullehre gesucht

Wir haben in unserem Blog schon mehrfach Gastbeiträge veröffentlicht, z.B. zum Forschenden Lernen mit Kooperationspartnern, zu Erfahrungen mit einer Schreibwerkstatt, zum Einsatz von Abstimmungssystemen oder zu blended learning. Die Resonanz auf diese Texte war stets sehr gut und wir laden deshalb zur Einsendung neuer Blogbeiträge ein.

Warum gastbloggen?

  • Der Blog ist ein zentrales Mittel zum Austausch in unserer Gemeinschaft aktiver Lehrender. Durch einen Blogbeitrag teilen wir unsere Erfahrungen miteinander, regen gegenseitig die Kreativität an und unterstützen uns in unserer Lehrpraxis.
  • Der Blog macht unsere Arbeit in der Lehre sichtbar. Unsere Webseite hat derzeit täglich ca. 10-20 Besucher, Blogeinträge erhalten über die Zeit sehr viele Zugriffe. Beiträge werden in allen Suchmaschinen indexiert. Der Blog ist somit eine hervorragende Möglichkeit, für ein Thema zu werben und mit diesem Thema verbunden zu werden.
  • Wir bewerben neue Beiträge über Twitter (freuen uns aber auch, wenn AutorInnen uns bei der Öffentlichkeitsarbeit für ihre Beiträge unterstützen, z.B. durch Facebook-Posts oder Verlinkung von anderen Seiten).
  • Über die Lehre zu schreiben hilft auch bei einer systematischen Selbstreflektion und trägt zur weiteren Verbesserung der eigenen Lehrpraxis bei.

Gastblogs sollten ca. 500-800 Wörter umfassen und auch für Nicht-Spezialisten zugänglich sein. Von der Möglichkeit, tiefergehende Informationen einzubinden, z.B. zu Publikationen, Projektberichten oder Webseiten, sollte reger Gebrauch gemacht werden.

Thematisch kommt für einen Gastbeitrag alles mit einem Bezug zur politikwissenschaftlichen Hochschullehre in Frage. Praxisbeispiele werden natürlich gern genommen, aber Gastbeiträge können sich aber auch mit normativen oder wissenschaftspolitischen Fragen der Lehre befassen. Blogeinträge sollten eine persönliche Note haben, z.B. durch die Darstellung eigener Standpunkte oder Bezug auf eigene Praxiserfahrungen.

Beiträge können als doc/docx-Datei an info@hochschullehre-politik.de eingesendet werden. Eine Vorabsprache ist nicht nötig, aber bei Fragen stehen wir unter dieser Adresse natürlich gerne zur Verfügung.

[EDIT: Zugriffszahlen aktualisiert.]

Schreiben über die Hochschullehre

Bei unserer sehr interessanten Jahrestagung habe ich einen Vortrag zum Schreiben über die Hochschullehre gehalten. Dieses Thema beschäftigt mich schon länger und als Co-Sprecher der Themengruppe ist es mir ein wichtiges Anliegen, zur Entwicklung einer Publikationskultur rund um die politikwissenschaftliche Hochschullehre beizutragen. Mit „Publikationskultur“ meine ich eine verbreitete und selbstverständliche Erwartung, dass politikwissenschaftlich Lehrende über ihre Lehre schreiben und diese mit wissenschaftlichen Methoden beforschen, dass diese Texte rezipiert werden und ihnen ein angemessener Status als wissenschaftliche Leistung zugeschrieben wird. Ich beobachte in den letzten zwei Jahren, wie sich dieses lange brachliegende Feld langsam entwickelt – nicht nur innerhalb der Themengruppe, sondern auch von Seiten von Zeitschriften und Verlagen gibt es ein zunehmendes Interesse.

Um auch diejenigen zu erreichen, die nicht nach Aachen kommen konnten, wollte ich den Vortrag ohnehin nochmal in diesem Blog präsentieren. Diese hehre Absicht war zunächst aufgrund einiger drängender Publikationsprojekte und der Osterferien zurückgestellt worden, aber nachdem die Kolleginnen von Lehrgut schon über das Panel berichtet hatten, wurde es jetzt wirklich höchste Zeit.

In meinem Vortrag habe ich einige Informationen zusammengefasst, die ich bereits in früheren Blogeintragen präsentiert hatte. Vorangestellt habe ich eine genauere Begründung, warum wir überhaupt über unsere Lehre schreiben sollten. Da sehe ich vor allem vier Gründe:

  1. Das Schreiben ermöglicht eine systematische Reflektion über die eigene Lehre und hilft somit auch bei deren weiterer Verbesserung. Gerade wenn man etwas neues ausprobiert hat, muss man ja kritisch prüfen, ob es funktioniert hat. Eine ausführliche Evaluation mit den Studierenden liefert Daten, die Grundlage eines Artikels sein können – da ist der Zusatzaufwand des Publizierens gar nicht mehr so groß. Umgekehrt betreibt man eine Evaluation gleich viel ernsthafter, wenn man sie (auch) zur Erhebung von Forschungsdaten einsetzt.
  2. Eine Publikationskultur hilft bei der Weiterentwicklung unserer ganzen Disziplin. Es wird momentan noch nicht viel über Lehre publiziert, aber viele KollegInnen interessieren sich für neue Ideen. Und wer nicht zu unseren Veranstaltungen kommt, kann auf diesem Weg neue Impulse bekommen. Umgekehrt gilt das natürlich auch: Wer publiziert, liest auch. Man kann sich über die Rezeption von Veröffentlichungen schnell in neue Themen einarbeiten.
  3. Publizieren trägt auch zur Herausbildung einer Gemeinschaft aktiver Lehrender bei. Wir als politikwissenschaftlich Lehrende werden dadurch in der Community der Politikwissenschaft sichtbarer und können damit stärker für unsere Anliegen eintreten. Aus diesem Grund hat unsere Webseite auch eine Liste der lehrbezogenen Publikationen aller Gruppenmitglieder.
  4. Nicht zuletzt gibt es auch individuelle, professionell-strategische Anreize: Veröffentlichungen sind generell gut für die eigene Karriere. Dies gilt auch für lehrbezogene Texte, allerdings muss man hier differenzieren, in welchen Feldern publiziert wird: Eine Veröffentlichung in der Zeitschrift für Politikwissenschaft wird von der Fachcommunity sicher anders bewertet als eine in der Zeitschrift für Hochschulentwicklung.

Wer sich für das Thema interessiert, kann hier die Folien meines Vortrags herunterladen. Außerdem planen wir eine Veranstaltung im September 2017, die sich mit dem Publizieren über die Lehre beschäftigen wird. Um über die weitere Planung diesbezüglich auf dem Laufenden zu bleiben, kann man einfach unsere Mailing-Liste abonnieren oder ab und zu auf dieser Webseite nachsehen.

Politikwissenschaftliche Hochschullehre – Läuft bei Dir? Ein Bericht von der zweiten Jahrestagung

Zu ihrer zweiten Jahrestagung fand sich die Themengruppe am 9.-10. März 2017 an der RWTH Aachen zusammen (Programm). Unter dem Thema „Politikwissenschaftliche Hochschullehre – Läuft bei Dir?“ befasste sich die Tagung mit den drei Schwerpunkten Akteure, Kooperationen und Konzepte in der politikwissenschaftlichen Hochschullehre. Die Tagung fand in Kooperation und mit tatkräftiger Unterstützung der Fachschaft der Geistes- und Gesellschaftswissenschaften der RWTH statt.

Akteure

Die Tagung begann mit einer Podiumsdiskussion „Lehre im Fokus – Eine Diskussion zwischen Lehrenden und Studierenden“, moderiert von Mischa Hansel (Aachen). Von studentischer Seite nahmen Katrin Klubert, Patrick Schöner und Caner Dogan (alle Aachen) teil, die mit den Lehrenden Maike Weißpflug (Aachen) und Lasse Cronqvist (Trier) diskutierten. Themen waren die gegenseitigen Erwartungen und Rollenwahrnehmungen zwischen Lehrenden und Studierenden, die Herausforderungen einer zunehmend heterogenen Studierendenschaft und die Balance zwischen Autonomie der Studierenden und Verantwortung der Lehrenden.

In der Diskussion wurde häufiger zwischen „pragmatischen“ und „idealistischen“ Studierenden unterschieden, die in Lehrveranstaltungen gleichermaßen erreicht werden müssten. Mehrere Beiträge verwiesen darauf, dass auch Pragmatismus eine legitime Einstellung sei, die durch die vielfältigen Sachzwänge außerhalb des Seminarraums induziert werden kann, aber eigenmotivierten Aktivitäten jenseits des Curriculums oder dem kreativen Scheitern skeptisch gegenübersteht. Die Studierenden wünschen sich ein gewisses Maß an Anleitung, vor allem zu Beginn des Studiums bzw. einer Lehrveranstaltung, sowie eine transparente Kommunikation von Anforderungen und Erwartungen. Um aber letztlich selbständig Lernen zu können, muss Studierenden die nötige Selbst- und Fachkompetenz vermittelt werden. Dazu gehört auch die Reflektion darüber, was die Politikwissenschaft ausmacht und welche Ziele mit dem Studium erreicht werden können und sollen.

Dieser Aspekt leitete bereits über zum anschließend von Carola Betzold (Göttingen) moderierten World Café zum Thema „Noten – Wie und Wofür?“, denn in der ersten Runde wurde hier nach dem spezifischen Kompetenzprofil der Politikwissenschaft gefragt. Hier wurde Politikwissenschaft als „Allrounder“-Ausbildung charakterisiert, die eine Vielzahl von Kompetenzen vermittelt, z.B. Methodenkenntnisse, Selbst-/Präsentationsfähigkeit, Analysekompetenz, Textkompetenz, eigenständiges Arbeiten, Offenheit für Interdisziplinarität, Selbstorganisation. Inwiefern sich dies von anderen Sozialwissenschaften unterscheidet, blieb offen; als eine mögliche Besonderheit der Politikwissenschaft wurde angeführt, dass AbsolventInnen in der Lage sein sollten, politische Argumente zu analysieren, zu artikulieren und zu kritisieren. Hier schlug Matthias Freise (Münster) vor, PolitikwissenschaftlerInnen als „Deliberationsprofis“ zu umschreiben.

In den beiden folgenden Runden ging es um Evaluationsmethoden und um Lehr-Lernmethoden, um dieses Kompetenzprofil zu erreichen. Hier wurde die Bedeutung von Constructive Alignment in der Planung hervorgehoben, um diese Elemente miteinander in Einklang zu bringen. Ferner hoben mehrere Beiträge die Bedeutung von regelmäßigem Feedback und der Möglichkeit von Metareflexion, also dem Nachdenken über das eigenen Lernen, hervor. Allerdings wurden auch auf institutionelle Rahmensetzungen, z.B. Prüfungsordnungen oder zeitliche/räumliche Einschränkungen, hingewiesen, die die Anpassung von Formaten an unterschiedliche Kontexte notwendig mache.

Kooperation

Im Panel „Gemeinsam statt einsam – Expertise von außen?“, moderiert von Daniel Lambach (Duisburg), wurden vier Beiträge präsentiert, die sich mit Kooperationsformaten in der Lehre befassen. Als erstes stellte Matthias Freise (Münster) verschiedene Seminarformate im Format des Service Learning vor, die er in Kooperation mit externen Partnern durchgeführt hat. Dabei hob er die Herausforderungen und die Vorteile derartiger Zusammenarbeit hervor. So sind die TeilnehmerInnen dieser Seminare wegen des außeruniversitären Praxisbezugs oft hoch motiviert und evaluieren die Lehrveranstaltungen sehr gut. Danach präsentierte Kai-Uwe Schnapp (Hamburg) mit dem „Projektbüro Angewandte Sozialforschung“ eine Struktur, die jedes Jahr große Gruppen von Studierenden in Praxisprojekte vermittelt, in deren Rahmen sie empirische Methodenkenntnisse anwenden sollen. Er hob insbesondere das organisatorische Verfahren und die damit verbundenen Herausforderungen, gerade auch außerhalb der Semesterzeiten, hervor.

Dorte Hühnert und Kristina Kähler (Duisburg-Essen) präsentierten ein Beispiel für eine hochschulinterne Kooperation. Dabei wurden Studierende aus Dorte Hühnerts Seminar zur Friedens- und Konfliktforschung in der „Referate-Werkstatt“ von Kristina Kähler in mündlicher Kommunikation und Präsentation geschult. Dies stellt ein gutes Beispiel dar, wie durch Kooperation die Vermittlung von Fach- und Schlüsselkompetenzen in eine produktive Balance gebracht werden kann. Abschließend stellte Julia Reuschenbach (Bonn) in einem Erfahrungsbericht vor, wie Lehrveranstaltungen – insbesondere Exkursionen – mit außeruniversitären Partnern gestaltet werden können. Dabei betonte sie die Vorzüge der Berufsorientierung und der Praxiskontakte für Studierende, warnte aber, dass die Kooperationen durch die unterschiedlichen Organisationslogiken von Hochschulen und externen Partnern nicht ohne Reibungsverluste ablaufen.

Den ersten Tag schloss das Panel „Publizieren über die Lehre“ ab, das von Julia Reuschenbach moderiert wurde. Eingeleitet wurde dies von Daniel Lambach (Duisburg-Essen) mit einem Vortrag zu Publikationsmöglichkeiten und –strategien, in dem er seine Erfahrungen aus eigenen Publikationsprojekten (vor allem dem Publizieren in Zeitschriften und Journalen) zusammenfasste. Dabei unterschied er verschiedene Fachpublika (in der Politikwissenschaft, der Politischen Bildung und der allgemeinen Didaktik) und unterschiedliche Textformate (die Fallbeschreibung, Lehr-Lern-Forschung). Im Anschluss stellte Matthias Freise ein Buchprojekt vor, für das er noch MitherausgeberInnen und AutorInnen sucht. Es geht dabei um ein Praxishandbuch zur politikwissenschaftlichen Hochschullehre, in dem Lehrformate für Lehrende aus dem Fach anwendungsnah und auf Erfahrungsbasis aufbereitet werden. Julia Reuschenbach kündigte eine Buchreihe zur politikwissenschaftlichen Hochschullehre an. Der Wochenschau-Verlag will, analog zu bereits vorhandenen Angeboten für andere Fächer, eine „Kleine Reihe Hochschuldidaktik Politikwissenschaft“ auflegen, in der Bücher von 60-100 Seiten zu verschiedenen Aspekten der Hochschullehre erscheinen sollen. Als HerausgeberInnen der Reihe soll das SprecherInnen-Team der Themengruppe fungieren. In der Diskussion wurde mehrfach hervorgehoben, dass zwischen dem geplanten Buchprojekt und der „Kleinen Reihe“ keine Konkurrenz bestehe. Vielmehr bestehe die Möglichkeit, Texte unterschiedlicher Länge zum selben Thema in verschiedenen Formaten zu publizieren. Die Themengruppe freut sich hier über Themenvorschläge und interessierte Autoren.

Konzepte

Der zweite Tag begann mit dem von Julia Reuschenbach moderierten Panel „Bewährte Konzepte, neue Ideen“. Als erste sprach Dannica Fleuß (HSU Hamburg) über kollaboratives Gedankenexperimentieren im Hörsaal, d.h. das gemeinsame Nachdenken über normative Fragen. Gedankenexperimente über Szenarien und Dilemmasituationen geben eine Struktur, innerhalb derer Studierende anhand konkreter Entscheidungssituationen systematisch nachdenken und argumentieren lernen. Die Antworten der Studierenden lassen sich dann auf Theorien rückbeziehen und darin einordnen, was dem oft geäußerten Vorwurf der Praxis- und Handlungsferne politischer Theorie entgegenwirkt. Danach stellte Lasse Cronqvist ein Seminarkonzept vor, um studentisches Schreibvermögen zu entwickeln. In seinem Seminar schreiben die Studierende einen kurzen Essay zu einer vorgegebenen Fragestellung schreiben und stellen diesen in der Veranstaltung vor – dadurch erhalten sie Schreibübung und die mündlichen Beiträge sind deutlich besser als die sonst eher faktenbasierten Referate.

Sebastian Schmitz (Aachen) gab eine Übersicht über ein fachbereichsweites Projekt zum Einsatz von Lehrvideos in der Studieneingangsphase. Studierende der Gesellschaftswissenschaften erhalten damit ein interdisziplinäres Propädeutikum zum wissenschaftlichen Arbeiten; die Videos sollen aber auch für den weiteren Studienverlauf hilfreich sein. Zum Abschluss berichtete Volker Best (Bonn) von einem Masterseminar, in dem Studierende eine Plakatkampagne für die Parteien der Bundestagswahl 2017 gestalten sollten, nachdem sie sich auch politisch wie historisch mit dem Thema Wahlkampf und Wahlwerbung auseinandergesetzt haben. Auf diese Weise werden Fachkompetenzen vermittelt und in kreativer Form umgesetzt. Die mitgebrachten Ergebnisse überzeugten durch ein inhaltlich wie gestalterisch überaus professionelles Niveau.

Das Panel „Beyond MUN – Simulationen und Debatten“, moderiert von Daniel Lambach behandelte unterschiedliche Simulations- und Debattenformate jenseits der bereits bekannten Model United Nations. Einleitend fragte Robert Lohmann (Passau) in seinem Vortrag, ob experimentelle Politiksimulationen eine Prognosefunktion erfüllen können oder „nur“ Lehr-Lern-Formate bleiben? Er untersucht dies am Beispiel des „Parlaments der Generationen“, einer Politiksimulation zum demografischen Wandel, die gemeinsam mit der Akademie für politische Bildung Tutzing und dem Bayerischen Landtag realisiert wurde. Eine Befragung ergab, dass die TeilnehmerInnen das Lernen im Vordergrund sahen, ExpertInnen darin aber auch Prognosemöglichkeiten sehen.

Julia Drubel (Gießen) stellte eine Simulation der Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention vor. Im Vordergrund stand hier „situiertes Lernen“, d.h. das Bemühen um Authentizität und die Verankerung der Lernerfahrung im realen Beispiel, um Studierende zum Perspektivwechsel anzuregen. Danach sprach Mischa Hansel über seine Erfahrungen mit studentischen Debatten als Mittel zur Einführung in Kontroversen der Friedens- und Konfliktforschung. Diese Debatten behandeln einerseits analytische Fragen (Sind Demokratien friedfertiger?) und andererseits strategische Fragen (Welche Politik kann daraus folgen?). Dabei legt er Wert auf die Infragestellung vermeintlicher Gewissheiten und auf eine umfangreiche Reflexionsphase nach den eigentlichen Debatten.

Abschluss

In der Abschlussrunde zog Julia Reuschenbach für die SprecherInnen ein Fazit der Tagung. Drei Punkte kristallisierten sich als besonders bedeutsam heraus:

  1. Was sind fachspezifische Elemente politikwissenschaftlicher Hochschullehre und welche Chancen und Möglichkeiten bieten uns diese?
  2. Der Umgang mit einer zunehmend heterogenen Studierendenschaft. Welche Antworten kann fachspezifische politikwissenschaftliche Hochschullehre hier geben?
  3. Welche Möglichkeiten gibt es zur intensiven und aktiven Einbeziehung von propädeutischen Elementen in die Hochschullehre?

Julia Reuschenbach betonte, dass die Themengruppe mit dem geplanten Format „Kleine Reihe Hochschuldidaktik“ die Forschung und Debatte über Hochschullehre stärken möchte und auch Projekte wie das angedachte Praxishandbuch von Matthias Freise hierzu einen wichtigen Beitrag leisten können. Abschließend erläuterte das SprecherInnen-Team, dass die Themengruppe mit einem eigenen Panel auf der Sektionstagung „Politische Bildung“ am 5.-6. Oktober 2017 in Münster sowie mit zwei Panels bei der Sektionstagung „Internationale Beziehungen“ am 4.-6. Oktober 2017 in Bremen vertreten sein wird. Daniel Lambach wies zudem erneut darauf hin, dass auch zahlreiche nationale wie internationale Vereinigungen inzwischen zunehmend auch eigene Panels zum Bereich „Lehre“ in ihre Tagungen und Veranstaltungen integrieren. Kai-Uwe Schnapp gab an, als Redakteur der PVS in der DVPW auf der nächsten Redaktionskonferenz gezielt die Einbindung des Themas „Lehre“ oder auch die Vorstellung von Lehrkonzepten innerhalb der PVS-Ausgaben vorzuschlagen.

Jahrestagung Politikwissenschaftliche Hochschullehre 2017 – Programm und Anmeldeinformationen

Vom 9-10. März 2017 veranstaltet die DVPW Themengruppe Hochschullehre ihre zweite Jahrestagung, diesmal an der RWTH Aachen. Unter dem Titel „Politikwissenschaftliche Hochschullehre – Läuft bei dir?“ möchten wir in verschiedenen thematischen Panels unseren Austausch über Hochschullehre in der Politikwissenschaft fortsetzen, den wir bei der sehr erfolgreichen ersten Tagung in Bonn begonnen hatten.

Im Programm haben wir Beiträge zu Kooperationen in der Lehre (z.B. zum forschenden Lernen und Service Learning), zum Publizieren über die Lehre, zu Simulationen jenseits der bekannten Model United Nations-Formate und zu kreativen Ideen für bewährte Lehrkonzepte, außerdem eine Diskussion mit Studierenden über die gegenseitigen Erwartungen in der Lehre.

Neugierig geworden? Hier ist das vollständige Programm (pdf) zum Download.

Die Anmeldung ist bis zum 24. Februar 2017 per Mail an mischa.hansel@ipw.rwth-aachen.de möglich. Eine gibt eine Teilnahmegebühr von 20 Euro (entfällt für Studierende).

Wir freuen uns darauf, Sie zahlreich in Aachen begrüßen zu dürfen.

Call for Papers: Jahrestagung 2017 der DVPW-Themengruppe Hochschullehre, 9.-10. März 2017 in Aachen

Unter dem Titel „Politikwissenschaftliche Hochschullehre – Läuft bei dir?“ veranstaltet die DVPW-Themengruppe Hochschullehre am 9-10. März 2017 ihre zweite Jahrestagung, diesmal an der RWTH Aachen. Eine Webseite für die Tagung ist hier zu finden. Diesen Call kann man auch als pdf herunterladen.

Unter dem Titel „Politikwissenschaftliche Hochschullehre – Läuft bei dir?“ möchten wir in verschiedenen thematischen Panels unseren Austausch über Hochschullehre in der Politikwissenschaft fortsetzen. Geplant sind Panels mit Vorträgen, Austausch-Cafés, ein Abendvortrag sowie ein gemeinsames Poster-Breakfast.

Vorschläge für Vorträge oder Posterbeiträge können vom 15. November 2016 bis zum 6. Januar 2017 per Mail bei der Sprecherin Julia Reuschenbach M.A. (julia.reuschenbach@uni-bonn.de) eingereicht werden. Im Anschluss daran werden wir bis zum 31. Januar 2017 das Programm zusammenstellen und veröffentlichen. Bitte fügen Sie Ihrem Vorschlag folgende Informationen bei:

  • kurze biografische Vorstellung
  • Präferenzen für den Vortragszeitraum (morgens/nachmittags; Do./Fr.)
  • benötigte Technik

Bitte beachten Sie, dass Vorträge eine Länge von 15 Minuten nicht überschreiten sollen. Das gemeinsame Poster-Breakfast wird am Freitagmorgen stattfinden.

Für alle Fragen stehen die drei SprecherInnen der Gruppe gerne zur Verfügung: Dr. Daniel Lambach (lambach@uni-due.de), Julia Reuschenbach (julia.reuschenbach@uni-bonn.de) sowie Dr. Mischa Hansel (mischa.hansel@ipw.rwth-aachen.de).

 

Unser Fokus: Akteure – Konzepte – Kooperationen

Akteure

Neuere politikwissenschaftliche Lehr- und Lernformen sind oft verbunden mit der Erwartung eines Rollenwechsels der Beteiligten und insbesondere einer Relativierung der klassischen Dichotomie von Dozierenden und Lehrenden. Zudem ist zu vermuten, dass sich auch infolge einer zunehmend heterogenen Studierendenschaft das Selbstverständnis der Lernenden verändert und weiter ausdifferenziert. Inwiefern etwa können Studierende im Sinne des forschenden Lernens in die Rolle von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern schlüpfen? Was erfordert die Rolle einer Moderatorin/eines Moderators in der Lehrsituation? Wie ist diese Rolle mit der Rolle als Prüferin und Prüfer vereinbar? Wie sollten Studierende als Peer Reviewer agieren und untereinander konstruktive Kritik üben? Diese und weitere Anforderungen und Erwartungen treffen immer auch auf institutionelle Rahmenbedingungen (insbesondere Studien- und Prüfungsordnungen). Über Akteure in der Hochschullehre zu diskutieren, kann daher auch bedeuten, über institutionelle Spielräume zu sprechen, in denen der Rollenwechsel unterstützt werden kann. Schließlich können Beiträge auch die Effekte veränderter Akteursverständnisse (Motivation, veränderte Gruppendynamiken, Zielkonflikte etc.) in den Blick nehmen.

Konzepte

Konzepte sind wie Floskeln: Es gibt sie wie Sand am Meer und man muss nicht jedes Rad neu erfinden. Um den Austausch über das Neue oder das wiederentdeckte Alte zu ermöglichen, sollen zum Thema Konzepte vor allem Ideen zur politikwissenschaftlichen Hochschullehre sowie Erfahrungen zu deren praktischer Umsetzung diskutiert werden. Wir suchen dabei zweierlei: Erstens Beispiele für ungewöhnliche Veranstaltungskonzepte, Lehrmethoden und Prüfungsformate – entweder selbst erdachte oder solche, die anderen Fächern entlehnt wurden. Dies umfasst große Entwürfe ebenso wie kleine Veränderungen. Zweitens eine Auseinandersetzung mit tradierten Konzepten: Wofür eignen sich diese und wie holt man das Beste aus ihnen heraus? Hier ist ebenfalls interessant, welche Auswirkungen die Veränderungen der Studienstruktur (Stichwort Bologna) und in der Studierendenschaft auf die Dynamiken bekannter Lehrformen haben.

Kooperationen

In „Drittmittel-Zeiten“ werden Kooperationen in Forschung und Lehre sehr geschätzt. Zugleich bedeuten gemeinsame Veranstaltungen mit externen Partnern häufig einen großen Arbeits- und Organisationsaufwand. Wie hier die Waage halten? Im Themenfeld „Kooperationen“ möchten wir vielfältige Beispiele von Kooperationen in der Lehre vorstellen und hinsichtlich ihrer Entstehung und ihrer Vor- und Nachteile und ihrem Mehrwert für die Lehre diskutieren. Willkommen sind dabei jedwede Kooperation von der zweistündigen interdisziplinären Seminarsitzung (Co-Teaching) bis hin zu Exkursionen oder semesterübergreifenden Projekten (Service Learning, universitätsübergreifende Lehre). Daneben sind auch reflektierende Fragen zu Kooperationen als solches, zum Selbstverständnis darin beteiligter Akteure sowie der Akzeptanz solcher Formate in den universitären Strukturen herzlich willkommen.

Dies und Das – von allem was

Das klingt alles interessant, aber Ihr Thema/Ihre Idee lässt sich hier schwerlich verorten? Wie wäre es mit einem Austausch zu Ihrem Thema im Rahmen einer kleinen „Café-Runde“? Lassen Sie uns wissen, wenn Sie weitere spannende Beiträge zur politikwissenschaftlichen Hochschullehre haben – vielleicht für unsere Tagung, oder aber auch für unser Online-Kolloquium oder andere Veranstaltungen der Themengruppe in der Zukunft.

Über die Lehre publizieren, Teil 2

Ich hatte im vergangenen Jahr recherchiert, welche politikwissenschaftlichen Fachzeitschriften Artikel zur Hochschullehre veröffentlichen. Das Ergebnis, nachzulesen hier, war gerade für die deutschen Zeitschriften eher ernüchternd – lediglich die Zeitschrift für Politikwissenschaft war mir als Organ aufgefallen, das regelmäßig lehrbezogene Texte publizierte.

Kürzlich bin ich aber in meinem Spezialgebiet auf zwei weitere Zeitschriften aufmerksam geworden, die für derartige Beiträge offen sind, nämlich die Zeitschrift für Internationale Beziehungen (ZIB) und die Zeitschrift für Friedens- und Konfliktforschung (ZeFKo).

Die ZIB hatte nach dem Wechsel der Redaktion im Editorial 1/2015 Veränderungen an ihren inhaltlichen Profil angekündigt:

Dazu zählt der Ausbau der Rubrik »Curriculares«, die nicht mehr nur Beiträge aus und zur Lehrgestaltung umfasst, sondern auch Beiträge zur Ausgestaltung von Masterstudiengängen, zu Graduiertenschulen und -programmen, der Situation des wissenschaftlichen Nachwuchses oder anderen Themen der Hochschulpolitik, die für die Sektion wichtig sind. (S. 5)

In der ersten Ausgabe danach (22:2) gab es gleich zwei interessante Artikel zum Einsatz von Filmen in der Lehre (und Forschung) sowie eine daran anschließende Diskussion im Blog der Zeitschrift. Inzwischen sind auch erste Angaben bei den Autor_innenhinweisen vorhanden, die hier zu finden sind.

Die ZeFKo hatte in der Vergangenheit schon diverse Artikel zur Lehre in der Friedens- und Konfliktforschung sowie zur Friedenspädagogik veröffentlicht. Der Herausgeber Thorsten Bonacker hat mich außerdem darauf aufmerksam gemacht, dass er diese Themen in der Zeitschrift kontinuierlicher behandeln möchte und sich über einschlägige Einreichungen freut. Artikel zur Lehre werden im Forum eingeordnet und sollten sich an den dortigen Vorgaben orientieren.

Für beide Zeitschriften scheint es ratsam, zunächst bei den Redaktionen anzufragen, ob ein geplanter Artikel für das jeweilige Journal in Frage kommt und die Anforderungen zu klären. Wir sollten jedenfalls diese Chancen nicht ungenutzt lassen und die Redaktionen mit genügend Einreichungen vor die Qual der Wahl stellen.

Wie sieht es eigentlich bei anderen deutschsprachigen Zeitschriften aus der Politikwissenschaft aus? In der Zeitschrift für politische Theorie, der Zeitschrift für Vergleichende Politikwissenschaft oder der Zeitschrift für Parlamentsfragen (um nur einige prominente Beispiele zu nennen) habe ich nichts vergleichbares finden können…

Wo kann ich politikwissenschaftliche Lehr-Lernforschung publizieren?

Wenn man seine eigene Lehre beforscht, ist es der erste Reflex aller Akademiker_innen, die Ergebnisse auch zu publizieren. Dank des Internets kann man Arbeitspapiere in allen möglichen Repositorien archivieren, aber die Fachzeitschrift hat immer noch einen herausgehobenen Status. Dabei sind für uns die disziplinären Zeitschriften meist die interessanteren Organe als didaktische oder bildungswissenschaftliche Publikationen, die in den Fachcommunities kaum wahrgenommen werden.

Wo findet aber die politikwissenschaftliche Lehr-Lernforschung eine Heimat? (Nebenbei: Ich verwende „Lehr-Lernforschung“ als Synonym für „Scholarship of Teaching and Learning“, einen im angelsächsischen Raum gängigen Begriff. Kennt dazu jemand eine bessere Übersetzung?)

Ich habe kürzlich recherchiert, in welchen politikwissenschaftlichen Zeitschriften Artikel zu Lehr-/Lernthemen aus dem Hochschulbereich veröffentlicht werden können. Ich möchte diese Auflistung gerne teilen, bin aber natürlich auch an Ergänzungen interessiert, wenn ich etwas übersehen habe.

Im deutschsprachigen Bereich ist mir lediglich die Zeitschrift für Politikwissenschaft aufgefallen, die meist einen Artikel pro Heft dazu enthält. Es gibt weitere Organe im Bereich der politischen Bildung, die sich aber eher mit Schule und Erwachsenenbildung befassen.

In der englischsprachigen Landschaft gibt es mehrere Optionen, alle peer-reviewed:

Journal of Political Science Education
– Hausblatt der APSA-Sektion, peer reviewed, vier Ausgaben pro Jahr
– anscheinend nicht durch ISI indexiert und auch sonst relativ unbekannt
– maximal 8.000 Wörter

Politics
– Länge 4-8.000 Wörter
– Herausgeber nehmen Artikel zu Lehrthemen ernst (verlangen ernsthafte Auseinandersetzung mit der hochschuldidaktischen Forschung, haben einen separaten „Best Article“-Preis für dieses Thema)
– 1-2 Artikel in jeder Ausgabe

European Political Science
– Hausblatt der ECPR
– Hat i.d.R. einen Artikel zu Teaching & Learning pro Ausgabe
– maximal 7.000 Wörter

International Studies Perspectives
– Eine der Zeitschriften der International Studies Association
– Hat i.d.R. 1-2 Artikel zu Lehrthemen pro Ausgabe
– maximal 10.000 Wörter

PS – Political Science & Politics
– Hat immer eine Sektion „The Teacher“, die i.d.R. Erfahrungsberichte einzelner Lehrveranstaltungen veröffentlicht
– kürzere Beiträge, maximale Länge 3.650 Wörter

Journal of Contemporary European Research
– Open Access
– Hatte in der letzten Ausgabe 2014 eine größere Sektion zu Teaching European Politics und scheint das verstetigen zu wollen.

Darüber hinaus könnte es sich auch lohnen, die herausragende IPED-Datenbank nach Artikeln zu ähnlichen Themen durchzusehen.

Außerhalb des Zeitschriftenbereichs gibt es auch eine neue Arbeitspapierreihe von INOTLES, einem Netzwerk von Lehrenden aus den European Studies.

Das ist insgesamt noch eine überschaubare Liste. Mein Eindruck ist, dass sich die Zahl der Zeitschriften, die sich mit dem Thema befassen, langsam erhöht, aber es ist noch viel Luft nach oben – sowohl in der Zahl als auch in der Reputation der Zeitschriften, die sich für dieses Thema interessieren.