23.-24. März 2023
Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Politikwissenschaft
Wir freuen uns über Beitragsvorschläge auf Englisch und Deutsch!
Format: face-to-face oder online (hybrides Format)
Keynote: Prof. Toyin Falola, Jacob & Frances Sanger Mossiker Chair in the Humanities; University Distinguished Teaching Professor, University of Texas at Austin
Dekoloniale und intersektionale Ansätze erkennen die Bedeutung der Eigenschaften von Individuen oder Gruppen (sowie potentzielle Privilegien oder Benachteiligungen) an, die sich aus ihrer geografischen Herkunft (z. B. im globalen Norden oder im globalen Süden), ihrer Rasse/Ethnizität, ihrer Klasse, ihrem Alter und ihrer Gender-Identität ergeben, an. Sie spielen mittlerweile eine wichtige Rolle in vielen zeitgenössischen öffentlichen und wissenschaftlichen Diskursen über Politik, demokratische Inklusion und Ressourcenverteilung. Viele Wissenschaftler haben sich für eine „Dekolonialisierung“ und „Dezentrierung“ politikwisschenschaftlicher Forschung ausgesprochen. Dennoch spielt „Intersektionalität“ in der Hochschullehre bisher nur eine untergeordnete Rolle in der Diskussion um pädagogische und didaktische Strategien in der Hochschulbildung.
Sensibilität der Lehrenden (und Studierenden) für diese Themen zu fordern, klingt mittlerweile nach einer selbstverständlichen, vielleicht sogar nach einer überflüssigen Forderung. Sie ist jedoch auf trügerische Weise „selbstverständlich”, da die Umsetzung dieser Sensibilität für „Intersektionalitätsfragen“ im konkreten Unterrichtsalltag vielfältige Herausforderungen mit sich bringt.
Diese Schwierigkeiten können von der Fokussierung etablierter Lehrpläne auf die Forschung und Literatur männlicher, westlicher, weißer Autoren bis hin zu einer voreingenommenen Sichtweise auf „den globalen Süden“ oder postkoloniale Länder in vergleichender Politikwissenschaft, Entwicklungsstudien oder internationalen Beziehungen reichen, die überwiegend „die westliche Perspektive“ als Ausgangspunkt für empirische Analysen einnimmt. Dies gilt sogar für Lehr- und Lernumgebungen in postkolonialen Ländern, in denen nicht nur die akademischen Strukturen, sondern auch die Lehrpläne und Seminar- bzw. Vorlesungsinhalte noch immer „westlich“ orientiert und stark von den Einflüssen (post-) kolonialer Strukturen geprägt sind.
Vor diesem Hintergrund zielt dieser Workshop darauf ab, die Herausforderungen zu identifizieren, mit denen Lehrende in der Politikwissenschaft (und verwandten Bereichen) in verschiedenen (sub-)disziplinären und soziokulturellen Kontexten konfrontiert sind – und mögliche Strategien zur Bewältigung dieser Herausforderungen zu diskutieren und zu erarbeiten.
Eingeladen sind Beiträge von Lehrenden aus allen Teilen der Welt und aus allen Teildisziplinen der Politikwissenschaft (oder verwandten Feldern), die sich mit dem „Status quo“ in der Lehre der Politikwissenschaft auseinandersetzen, Berichte über Lehr- und Lernerfahrungen in verschiedenen (fachlichen und/oder oder geografische) Kontexte, konstruktive Vorschläge und kritische Reflexionen.
Wir ermutigen insbesondere Lehrerinnen und Lehrer aus dem Globalen Süden, feministische und dekoloniale Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, an diesem Workshop teilzunehmen (aufgrund eines hybriden Formats wird eine Online-Teilnahme möglich sein).
Vorschläge für Workshopbeiträge können unter anderem die folgenden Fragen adressieren:
(1) Dekolonialisierung und Dezentrierung des politikwissenschaftlichen Curriculums:
- Wie sehen Curricula für die Lehre der Politikwissenschaft in verschiedenen Teildisziplinen an deutschen Universitäten bzw. an Universitäten weltweit aus?
- Welche Vorurteile lassen sich erkennen – und wie können sie gegebenenfalls überwunden werden?
- Wie können wir zum Beispiel Lehrpläne erstellen, die es Studierenden und Lehrenden der Politikwissenschaft ermöglichen, eine inklusivere Sicht auf Politik in verschiedenen Kontexten zu entwickeln, die dekoloniale/dezentrierte Perspektiven integriert?
(2) Lehrmethoden:
- Wie können Lehrende bewusst und sensible auf Inklusions-/Exklusionsaskpekte reagieren, die immer noch (obgleich oft auf subtile Weise) die diskursive Dynamik im Klassenzimmer/Hörsaal beeinflussen?
- Wie können Lehrende z.B. kulturell oder persönlich heikle Themen angemessen behandeln – und ein diskursives Umfeld schaffen, in dem sich alle Studierenden, unabhängig von Geschlechtsidentität, kulturellem Hintergrund, Alter, Nationalität, Rasse/Ethnizität oder Klasse, sicher genug fühlen, um sich mit dem/den jeweiligen Thema(n) auseinanderzusetzen – und miteinander in einen offenen Diskurs zu treten?
- Welche konkreten didaktischen Strategien oder Werkzeuge können hilfreich sein, um diese Ziele zu erreichen?
(3) Intersektionalität, Gender Studies, Dekolonialität als Thema in der Lehre: Die Vermittlung dekolonialer, feministischer oder intersektionaler Ansätze oder Theorien als primäres Thema von Vorlesungen oder Seminaren wirft wohl weitere Fragen auf:
- Was sind adäquate Materialien für einen konstruktiven Umgang mit potenziell normativ aufgeladenen und/oder strittigen Themen in Lehr-Lern-Kontexten?
- Welche Lehransätze und didaktischen Strategien, welche Ergänzungen zu „etablierten“ Lehrplänen und Curricula können hilfreich sein, um diese Themen in unterschiedlichen Lehr- und Lernumgebungen und mit unterschiedlichen (Studierenden-)Zielgruppen zu behandeln?
Bitte reichen Sie Ihre Vorschläge (max. 300 Wörter) bis zum 27. Januar 2023 ein: info@hochschullehre-politik.de
Wir freuen uns sehr auf Ihre Vorschläge – zögern Sie nicht, uns bei weiteren Fragen oder Rückfragen vorab zu kontaktieren!
CfP_Workshop_Teaching&Intersectionality_AKHochschullehre_Englisch&Deutsch
ENGLISH VERSION
23-24 March 2023
Venue: Westfälische Wilhelms-Universität Münster, Institut für Politikwissenschaft
We warmly invite contributions in German and English!
Participation: face-to-face or online (hybrid setting)
Keynote: Prof. Toyin Falola, Jacob & Frances Sanger Mossiker Chair in the Humanities; University Distinguished Teaching Professor, University of Texas at Austin
Decolonial and intersectional approaches acknowledge the significance of individuals’ or groups’ characteristics (and potential privileges or disadvantages) which result from their geographical origin (e.g., in the Global North or the Global South), their race/ethnicity, their class, age and gender. These approaches by now play a major role in many contemporary public and scholarly discourses on politics, democratic inclusion, and resource distribution. Hence, many scholars have advocated for “decolonizing” and “decentring” research in political science. Nevertheless, the role of “intersectionality” in teaching at colleges and universities so far only plays a subordinate role in discussions about pedagogical and didactical strategies in higher education.
Asking for teachers’ (and students’) sensitivity with regards to these issues nowadays frequently sounds like a straightforward, maybe even like a superfluous requirement. It is, however, deceptively simple as implementing sensitivity towards “intersectionality-related issues” in concrete everyday teaching can pose multi-faceted challenges. These may range from established curriculums’ focus on scholarship and literature from male, Western, white authors to a biased view on “the Global South” or postcolonial countries in comparative politics, development studies or international relations that predominantly takes “the Western perspective” as a point of departure for empirical analyses. This even holds up for teaching and learning environments in postcolonial countries where not just the structures of academia, but also the curriculum and seminar or lecture contents are still oriented towards “the West” and heavily influenced by the impacts of (post-)colonialism.
Hence, this workshop aims at identifying challenges that teachers in political science (and related fields) face in different (sub-)disciplinary and socio-cultural contexts – and at fleshing out potential strategies to address those challenges.
We invite contributions by teachers from all parts of the world and from all sub-disciplines in political science (or related fields) that deal with “the status quo” in teaching political science, reports about teaching and learning experiences in different (disciplinary and/or geographical) contexts, constructive proposals, and critical reflections.
We particularly encourage teachers from the Global South, feminist and decolonial scholars to join us for this workshop (due to a hybrid format, online participation will be possible).
Proposals for workshop contributions can address (but are not restricted to!) the following questions:
- Decolonizing and decentring the curriculum in political science:
- What do curricula for teaching political science in diverse subdisciplines look like at German universities and/or at universities across the globe?
- Which biases can be detected – and how can they potentially be overcome?
- How can we, for example, create syllabuses that enable students and teachers to study politics in a way that embraces a more inclusive view of politics in different contexts?
- Teaching methods:
- How can teachers be conscious of and (more) sensitive towards issues of inclusion/exclusion that still (albeit often in subtle ways) tend to influence the discursive dynamics in the classroom/lecture hall?
- How can teachers deal with e.g. culturally or personally sensitive issues in an appropriate manner – and create a discursive environment in which all students, independently of their gender identity, cultural background, age, nationality, race or class, feel safe enough to engage with the topic(s) at hand – and with each other?
- What concrete didactical strategies or tools can be helpful to achieve these goals?
- Intersectionality, gender studies, decoloniality as a topic: Teaching decolonial, feminist or intersectional approaches or theories as a primary topic of lectures or seminars arguably raises additional questions:
- What are adequate materials for dealing constructively with potentially normatively laden and/or contentious issues in teaching environments?
- Which teaching approaches and didactical strategies, what amendments to “established” syllabuses and curricula can be helpful to address these topics in different teaching and learning environments and with different (student) audiences?
Please submit your proposals (max. 300 words) until January 27, 2023 to info@hochschullehre-politik.de
We are very much looking forward to your proposals – please don’t hesitate to get in touch with any further questions or queries in advance!
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